„Bild.de“: Früherer Fraport-Chef soll BER übernehmen

Berlin/Frankfurt (dpa) - Noch ist es ein Gerücht, aber niemand dementiert es: Der frühere Vorstandschef des größten deutschen Flughafens in Frankfurt, Wilhelm Bender, soll laut „Bild.de“ an die Spitze des Hauptstadtflughafens rücken und das einstige Prestigeprojekt aus der Krise führen.

Der Aufsichtsrat habe ihm ein Angebot unterbreitet. Zugesagt habe Bender bislang aber nicht. Der 68-Jährige habe sich bis zum Wochenende Bedenkzeit erbeten, hieß es. Auf ihn würde eine gewaltige Aufgabe warten, nachdem die Eröffnung des Flughafens wegen schwerer Baumängel mehrfach verschoben werden musste.

Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) reagierte empört auf den Bericht und sprach im Abgeordnetenhaus von einer Indiskretion, die nur von ganz wenigen ausgegangen sein könne. Personalien müssten vertraulich bleiben, bis sie abgeschlossen seien, forderte Wowereit. „Ich finde es unerträglich, dass hier hochrangige Vertreter nicht das Wasser halten können.“

Keinen Kommentar gab es von Bender, der Flughafengesellschaft, dem Bundesverkehrsministerium und dem Flughafen-Aufsichtsratschef, Brandenburgs Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD). Eine Mitarbeiterin von Benders Büro sagte zu dem mutmaßlichen Angebot für den 68-Jährigen: „Sobald er sich äußern wird, wird das bekannt.“

Unterdessen geht die Debatte darüber weiter, ob der Flughafen Berlin Brandenburg zu klein geraten ist. Wowereit (SPD) betonte im Radiosender 104.6 RTL, die Kapazität sei noch nicht überschritten. „Insofern geht es jetzt erstmal darum, tatsächlich einen Flughafen zum Fliegen zu bringen und die Probleme zu lösen, die da sind.“

Zuletzt hatte am Donnerstag die Berliner Wirtschaft verlangt, das auf 27 Millionen Passagiere ausgelegte Terminal kurzfristig zu erweitern sowie ein Satellitengebäude mit weiteren Flugsteigen auf dem Vorfeld sofort zu planen. Die Kapazität werde schon 2015 überschritten, rechnete die Industrie- und Handelskammer vor. Wowereit sagte, ein Zusatzterminal könne geplant, aber nicht sofort umgesetzt werden. 2012 waren von den alten Berliner Flughäfen Tegel und Schönefeld gut 25 Millionen Passagiere geflogen.

Der neue Hauptstadtflughafen kann wegen Baumängeln und Technikproblemen nicht öffnen. Ein neuer Starttermin soll frühestens im August genannt werden. In Unternehmenskreisen hieß es, die Planer wollten über zusätzliche Gepäckbänder und Abfertigungsschalter im Hauptgebäude die Kapazität auf 30 Millionen steigern. Alle anderen - teils schon genehmigten - Ausbauvarianten würden danach geplant.

Seit einem halben Jahr ist der neue Technikchef Horst Amann dabei, das Chaos auf der Baustelle zu lichten. Den nun als Vorsitzenden der Geschäftsführung gehandelten Bender kennt Amann gut: Sie haben gemeinsam den Ausbau des Frankfurter Flughafens vorangetrieben. Bender war bis 2009 Vorstandschef des Frankfurter Flughafenbetreibers Fraport AG. Er ist Aufsichtsratschef beim Fußballverein Eintracht Frankfurt und Vorsitzender des Europa-Aufsichtsrats von Bombardier.

Der Bau des Hauptstadtflughafens BER steht nun auch im Visier der Ermittlungsbehörden: Wegen Korruptionsverdachts sitzen der Chef des Märkischen Abwasser-Zweckverbandes und ein Unternehmer in Untersuchungshaft. Die Staatsanwaltschaft ermittelt schon seit 2010 - gegen den Verbandschef wegen Verdachts der Bestechlichkeit, gegen den Unternehmer wegen mutmaßlicher Bestechung.

Der Rohrleitungsbau-Betrieb hat für den Verband die Trink- und Abwasserleitungen am Flughafen verlegt - ein Millionenauftrag. Wegen Verdunklungsgefahr wurden beide in der vergangenen Woche jeweils an ihrem Arbeitsplatz verhaftet, bestätigte der ermittelnde Oberstaatsanwalt Frank Winter von der Staatsanwaltschaft in Neuruppin am Donnerstag einen Bericht der „Bild“-Zeitung.

Die Flughafengesellschaft gab an, die Ermittlungen schon seit längerem zu unterstützen. „Wenn sich der Verdacht gegen die Firmen bestätigen sollte, wären juristische Schritte die logische Konsequenz“, teilte ein Sprecher mit. Der Anwalt des Verbandschefs wollte die Vorwürfe gegen seinen Mandanten zunächst nicht kommentieren. „Wir werden uns jedoch in Kürze gegen die Verhaftung zur Wehr setzen“, sagte der Berliner Rechtsanwalt Jakob Danckert.