Bundesbank sieht deutsche Wirtschaft auf Wachstumskurs

Frankfurt/Berlin (dpa) - Die jüngsten Dämpfer können die Wirtschaft in Deutschland nach Einschätzung der Bundesbank nicht von ihrem Wachstumskurs abbringen.

„Die insgesamt recht gute Stimmungslage, die fortlaufende Beschäftigungsexpansion und die wieder anziehende Investitionsgüternachfrage legen nahe, dass sich die Aufwärtsbewegung der deutschen Wirtschaft im zweiten Vierteljahr fortsetzt“, heißt es in dem am Montag veröffentlichten Monatsbericht der Notenbank.

„Dabei könnten Aufhol- und Nachholeffekte eine Rolle spielen, sollte es im ersten Quartal zu spürbaren witterungsbedingten Einschränkungen gekommen sein.“

Zwar habe sich die seit November zu beobachtende Verbesserung der Stimmung in den Unternehmen im März nicht fortgesetzt. Auftragseingang und Produktion der Industrie konnten sich nach Einschätzung der Bundesbank „bisher nicht vom gedrückten Stand des Schlussquartals 2012 lösen“.

Das Konsumklima jedoch habe sich auf „einem recht hohen Niveau gehalten“ - auch deshalb, weil sich die Einkommensperspektiven der privaten Haushalte angesichts der guten Lage auf dem Arbeitsmarkt und steigender Tarifentgelte verbessert hätten.

Nach Einschätzung des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) Köln nimmt die Konjunktur nach einer Vollbremsung Ende vergangenen Jahres nur langsam Fahrt auf. Nach einem verhaltenen Jahresbeginn sei für 2013 nur ein Wachstum von 0,75 Prozent zu erwarten, sagte IW-Direktor Michael Hüther am Montag in Berlin.

Im Jahresverlauf zögen aber sowohl Außenhandel wie Investitionen an. Für das kommende Jahr rechnet das IW daher mit einem Anstieg des Bruttoinlandsprodukts (BIP) um 1,5 Prozent. 2012 hatte das BIP nach einem Einbruch im vierten Quartal nur um 0,7 Prozent zugelegt.

In der Frühjahrsumfrage hätten die Unternehmen ihre aktuelle Lage etwas besser beurteilt als noch im Herbst, sagte Hüther. „Die nunmehr bessere Lage sowie die besseren Erwartungen sprechen für eine wirtschaftliche Belebung im Jahresverlauf“, sagte Hüther.

Gezogen werde die Konjunktur weiter vom Export. Allerdings veränderten sich die Absatzmärkte: Nur ein Siebtel der Unternehmen sehe anhaltendes Wachstum in Europa, mehr als die Hälfte aber in den Schwellenländern.

Im Euroraum verunsichere vor allem die Staatsschuldenkrise. Den eingeleiteten Reformen in den Krisenländern müsse man aber Zeit geben. „Jetzt gilt es, Kurs zu halten“, sagte Hüther.

In der vergangenen Woche hatten die führenden Wirtschaftsforscher ihr Frühjahrsgutachten vorgelegt. Die Regierungsberater erwarten, dass die Konjunktur im Jahresverlauf anzieht. Allerdings korrigierten sie ihre Prognose für 2013 leicht nach unten.

Gingen sie im Herbst noch von einem Plus von 1,0 Prozent für 2013 aus, rechnen sie nun mit einem Zuwachs beim BIP von 0,8 Prozent. Das ist immer noch doppelt so viel wie die Bundesregierung, die an diesem Donnerstag neue Zahlen vorlegt. 2014 könnte die Wirtschaft um 1,9 Prozent oder mehr wachsen.

Derweil bekommt die deutsche Elektroindustrie die Rezession im Euro-Raum zu spüren. Die Exporte sanken im Februar insgesamt um 7 Prozent auf 11,7 Milliarden Euro, wie der Branchenverband ZVEI in Frankfurt mitteilte. Starke Impulse kamen in den ersten beiden Monaten des Jahres aus den USA und China.

Die Ausfuhren in die Eurozone lagen dagegen im Minus. Im Januar und Februar insgesamt exportierte die Branche Waren im Wert von 24,9 Milliarden Euro — zwei Prozent weniger als vor einem Jahr.