Call-by-Call ist in Gefahr
EU-Reform könnte das Aus für Spar-Modelle sein.
Brüssel. Deutsche Verbraucher müssen bald womöglich deutlich teurer telefonieren. Denn die EU-Kommission plant eine Reform des Telefon-Marktes, die die freie Wahl des Anbieters erschweren würde. Mit der Öffnung des Telekommunikationsmarktes im Jahr 1998 wurden die beliebten Call-by-Call-Sparvorwahlen der Renner bei Telefonkunden. Damit könnte bald Schluss sein.
Noch in diesem Jahr will die Europäische Kommission eine neue Empfehlung abgeben, welche Bereiche des Telekommunikationsmarktes nach wie vor reguliert und welche dem freien Wettbewerb überlassen werden sollen. Eine Empfehlung: Call-by-Call und Preselection (die feste Voreinstellung einer Sparvorwahl) müssen nicht mehr per Gesetz reguliert und ermöglicht werden.
Klingt gut. Doch damit würde beiden Spar-Modellen das Aus drohen. Denn die Bundesnetzagentur, die in Deutschland für die letzte Entscheidung zuständig ist, folgt in der Regel der Empfehlung der EU-Kommission.
„Das hätte eine Re-Monopolisierung der Deutschen Telekom zur Folge. Mit erheblichen Nachteilen für die Verbraucher und den gesamten Wettbewerb“, sagt Oliver Rockstein, Geschäftsführer von Tele2, einem der führenden Call-by-Call-Anbieter in Deutschland.
Eine Konsequenz wären steigende Kosten für viele Privatleute und mittelständische Betriebe — gerade in ländlichen Gegenden. „Es kann nicht sein, dass die europäische Politik bestimmt, welche Produkte vom Verbraucher bevorzugt und genutzt werden dürfen“, sagt Peer Knauer, Präsident vom Verband der Anbieter von Telekommunikations- und Mehrwertdiensten (VATM).
Auch heute, 16 Jahre nach Öffnung des Telekommunikationsmarktes, sind die beiden Sparmodelle noch immer ein fester Bestandteil des Marktes. Erkenntnisse einer Studie des VATM von 2013 zeigen: Die Anzahl der potenziellen Nutzer in Deutschland beläuft sich nach wie vor auf 22 Millionen Haushalte. Allein 2013 telefonierten die Deutschen rund 25 Millionen Minuten pro Tag über Call-by-Call oder Betreibervorauswahl. Fast jeder dritte Telekom-Kunde nutzte diese Alternative.