Neuheitenschau zeigt erste Highlights der Spielwarenmesse
Nürnberg (dpa) - Kneten, Formen, Basteln, Häkeln: Der Trend zu immer mehr Hightech im Kinderzimmer bekommt ein Gegengewicht. Zwar ist auch in den aktuellen Spielsachen jede Menge Elektronik verbaut.
Doch auf der Neuheitenschau der Nürnberger Spielwarenmesse waren am Dienstag auch eine ganze Reihe von altbewährten Spielideen im neuen Gewand zu sehen. Bayerns Finanzminister Markus Söder (CSU) verwies bei der Eröffnung der Messe am Abend auf die „unglaubliche Innovationskraft“ hinter der Entwicklung eines Spielwarenprodukts.
Bereits am Vormittag hatten ausgewählte Hersteller ihre Messe-Neuheiten den Medien präsentiert. Unter den Neuentwicklungen waren so einige, die nicht nur die Fingerfertigkeit der Kinder fördern, sondern auch deren Sinne stimulieren. Zwei Beispiele: Eine „intelligente Knete“, die auf Druck hin härter wird, bei Wärmeeinfluss die Farbe wechselt oder auf Magneten reagiert. Oder Sand, der sich zum Burgen bauen in der Wohnung eignet - weil Kalkstein die Körner aneinanderkleben lässt. Fegen und Saugen wird überflüssig.
Aber natürlich ist auch der Technik-Trend ungebrochen: Viele Spielzeuge haben elektronische Komponenten, die blinken, Geräusche machen oder für Bewegung sorgen. Komplex agierende Roboter lassen sich mit Hilfe einer Kamera per Bewegung steuern, Hubschrauber schweben über Handflächen. Zahlreiche Spiele binden inzwischen völlig selbstverständlich Smartphones und Tablet-PCs mit ein.
Ravensburger bietet ein Brettspiel an, bei dem das Smartphone die Rolle des Spielleiters übernimmt. Die Kamera scannt dabei das Spielfeld ab, analysiert die Züge, erklärt die Regeln und gibt Tipps. Dank solcher Neuheiten, aber auch mit Hilfe bewährter Produkte wie 3D-Puzzles und dem Lernstift Tiptoi wollen die Schwaben den Umsatz in diesem Jahr um zwei bis drei Prozent steigern.
2013 hatte Ravensburg seinen Umsatz in stagnierenden Märkten um 8,7 Prozent auf 358,6 Millionen Euro erhöhen können (vorläufige Zahlen). Allerdings ging gut die Hälfte des Zuwachses auf eine neue Mehrheitsbeteiligung in den USA zurück. Ohne die Akquisition hätte das Umsatzplus 3,9 Prozent betragen, wie die Geschäftsführer berichteten. Zum Ertrag machten sie keine Angaben.
Auch der Modelleisenbahnhersteller Märklin bestätigte nur, dass die Zahlen unter dem Strich schwarz seien. Der Umsatz liege mit 105 Millionen Euro auf Vorjahresniveau, sagte Geschäftsführer Florian Sieber. Märklin war zunächst durch ein Insolvenzverfahren gegangen, bevor Sieber das Traditionsunternehmen gemeinsam mit seinem Vater vor knapp einem Jahr übernahm. In den nächsten Monaten will Märklin einen weiteren Teil der Produktion von China zurück an den Göppinger Stammsitz holen.
Schmidt Spiele rechnet nach einem überproportionalen Wachstum im vergangenen Jahr für 2014 nur noch mit einem moderaten Plus. 2013 war der Umsatz nach Firmenangaben um sechs Prozent auf 48,4 Millionen Euro gestiegen; Gesellschaftsspiele wie der prämierte „Verzauberte Turm“ sowie die Plüschfiguren „Sorgenfresser“ trieben die Erlöse nach oben. Dieses Jahr wollen die Berliner den Fokus vor allem auf den Klassiker „Mensch ärgere Dich nicht“ legen - das Brettspiel ist vor 100 Jahren in Serie gegangen.
Ambitionierte Ziele hat Lego: Der dänische Konzern rechnet in diesem Jahr zwar mit einem herausfordernden Marktumfeld im deutschsprachigen Europa, will aber dennoch stärker wachsen als die Konkurrenz. Der für Deutschland, Österreich und die Schweiz zuständige Geschäftsführer Michael Kehlet rechnet mit einem Umsatzplus von drei bis fünf Prozent. 2013 verzeichnete Lego in der Region einen Zuwachs um 4,1 Prozent und steigerte seinen Marktanteil auf rund 17 Prozent. 2016 sollen es dann 20 Prozent sein.
Zur weltweit größten Spielwarenmesse werden in Nürnberg von diesem Mittwoch an 2750 Aussteller aus gut 60 Ländern erwartet; sie werden rund 73 000 Fachbesuchern etwa eine Million Produkte präsentieren. Für die Region ist die Branchenschau ein Segen: Nach Angaben der Stadt Nürnberg kommen Hoteliers, Gastronomen und Einzelhändlern dadurch 100 bis 150 Millionen Euro an zusätzlicher Kaufkraft zugute.