China gibt seinen Banken mehr Zins-Freiheiten
Peking/Frankfurt (dpa) - Von großen Reformen hat Chinas Regierung gesprochen. Jetzt lässt Peking über die Zinsen mehr Wettbewerb bei den Banken zu - zumindest ein bisschen. Experten begrüßen den Schritt und warten auf die weitere Liberalisierung.
Am Freitag verkündete die Zentralbank, die bislang streng reglementierten Zinssätze für Bankkredite nach unten hin freizugeben. „Premierminister Li Keqiang führt damit die von der Vorgängerregierung begonnene Strategie fort, das Finanzsystem des Landes schrittweise zu liberalisieren“, sagte China-Experte Frederik Kunze von der NordLB.
Schon bisher war es den chinesischen Banken möglich, den Zins für ihre Ausleihungen in Grenzen selbst festzulegen. Allerdings war dies bislang nur innerhalb eines von der Notenbank festgelegten Zinsbandes möglich. Diese Begrenzung wird nun nach unten hin geöffnet. In der Folge dürften sich die Zinskosten für Verbraucher und Unternehmen reduzieren, teilte die Zentralbank mit. Die Zinsen für Einlagen bei den Geldhäusern sind von der Neuregelung nicht betroffen, für sie gelten also immer noch Unter- und Obergrenzen.
Die teilweise Freigabe der Kreditzinsen gehört zur Strategie der seit März amtierenden, als reformfreundlich geltenden Regierung Chinas. Ihr Ziel ist es, die Wirtschaftsstruktur der weltweit zweitgrößten Volkswirtschaft nachhaltiger zu gestalten. Dazu will sie die bisherigen Treiber des chinesischen Wachstums, den Außenhandel und die staatlichen Investitionen, etwas zurückfahren. In den Vordergrund sollen insbesondere der Binnenkonsum und die Dienstleistungsbranche treten. Von dieser langfristig angelegten Strategie verspricht sich die Regierung ein qualitativ hochwertigeres Wachstum, das letztlich den Wohlstand der Bevölkerung anheben soll.
Teil dieser Strategie - von einigen Experten in Anlehnung an den Regierungschef Li Keqiang „Likonomics“ genannt - ist auch die Freigabe der landesweiten Zinssätze. Demnach sollen sie sich irgendwann einmal, wie in großen Industrieländern seit langem üblich, frei nach Angebot und Nachfrage bilden. „Letztendlich zielt die Regierung darauf ab, den Bankenmarkt wettbewerblicher auszugestalten. Deswegen ist der jüngste Schritt ein positives Signal“, so NordLB-Fachmann Kunze.
Allerdings sei der Liberalisierungsprozess bei weitem noch nicht abgeschlossen, schränkte Kunze ein: „Schließlich müssten dazu auch die Zinsen für Einlagen bei den Banken freigegeben werden.“ Dies wiederum könnte helfen, den in China stark verbreiteten und weithin unregulierten Sektor der „Schattenbanken“ einzudämmen. „Hier liegen die Einlagenzinsen meist deutlich höher als bei den staatlich regulierten Banken, weswegen die Chinesen ihr Geld oft bei Schattenbanken anlegen.“