China öffnet abgeschotteten Aktienmarkt

Shanghai (dpa) - China hat seinen stark abgeschotteten Aktienmarkt stärker als jemals zuvor für ausländische Investoren geöffnet. Die Börsen in Hongkong und Shanghai begannen am Montag eine Kooperation, internationale Investoren können über Hongkong nun auch Geld in Unternehmen auf dem chinesischen Festland anlegen.

China öffnet abgeschotteten Aktienmarkt
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Bislang waren Investitionen in chinesische Firmen an Chinas Börsen wenigen ausländischen Managern vorbehalten, die von der kommunistischen Führung ausgewählt wurden.

Mit der Öffnung des Aktienmarktes in China wird es Anlegern in Hongkong und Shanghai ermöglicht, jeweils an der anderen Börse gelistete Papiere zu handeln. Aktien im Gesamtvolumen von täglich bis zu 23,5 Milliarden Yuan (2,8 Mrd Euro) sollen nach Schätzungen dann grenzüberschreitend gehandelt werden können.

Zum ersten Handelstag investieren internationale Anleger in Hongkong bereits bis 13.57 Uhr Ortszeit 13 Milliarden Yuan (1,7 Mrd Euro) und erreichten damit das Tageslimit. An der Shanghaier Börse war das Interesse geringer. Zum gleichen Zeitpunkt waren 1,4 Milliarden Yuan (180 Mio Euro) erst 14 Prozent der täglichen Limits erschöpft.

Anleger dürfen künftig in Hongkong an der Shanghaier Börse notierte Aktien im Umfang von 13 Milliarden Yuan täglich handeln. Umgekehrt können Investoren über die Börse Shanghai in Hongkong gelistete Aktien im Umfang von 10,5 Milliarden Yuan kaufen und verkaufen.

Die Öffnung wurde von Analysten in Hongkong und Shanghai als zentraler Schritt in der Liberalisierung von Chinas Finanzsystem gefeiert. „Die Tür zum chinesischen Markt wird für ausländische Investoren einen Spalt weit geöffnet, sie ist allerdings noch nicht komplett offen“, sagte die chinesische Finanzkommentatorin Ye Tan der Nachrichtenagentur dpa. „Die Öffnung ist ein Schritt von vielen, aber dieser Schritt hat historische Bedeutung.“

Das Finanzministerium in Peking hatte zur Unterstützung der Börsenkooperation vergangene Woche Steuererleichterungen angekündigt. Ausländische Investoren, die Aktien von Unternehmen auf dem chinesischen Festland kaufen wollen, sollen im Rahmen der Börsenkooperation von der Kapitalertragssteuer befreit werden.

China hatte bislang ausländische Investoren weitgehend von seinem Aktienmarkt ausgeschlossen. Einer kleinen Gruppe handverlesener Manager war es bislang vorbehalten, internationale Investitionen an Chinas Börsen zu tätigen. Auf diesem Weg waren von 2003 an insgesamt 112 Milliarden US-Dollar (90 Mrd Euro) in China angelegt worden.

Seit der Rückgabe an China 1997 wird die asiatische Finanzmetropole Hongkong heute autonom als chinesische Sonderverwaltungsregion in einem eigenen Territorium regiert. Der Start der Kooperation war ursprünglich im Oktober erwartet worden, aber nach Einschätzung von Beobachtern wegen der wochenlangen Demonstrationen für mehr Demokratie in der früheren britischen Kronkolonie verschoben worden.