China schwächelt: Außenhandel wächst langsamer
Peking (dpa) - Die europäische Schuldenkrise bremst Chinas Ausfuhren. Neue Sorgen macht jetzt noch die Stagnation seiner Einfuhren. So ist der Außenhandel überraschend stark abgebremst. Als Wachstumsmotor für die Welt verliert die zweitgrößte Volkswirtschaft weiter an Dampf.
Die Im- und Exporte stiegen im April nur noch um 2,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat auf 308 Milliarden US-Dollar, wie die Zollverwaltung am Donnerstag in Peking berichtete. Im Vormonat hatte der Zuwachs noch 7,1 Prozent betragen. Europa könnte sogar seinen Status als größter Handelspartner Chinas an die USA verlieren, meinten Experten.
Die schwache Nachfrage nach „Made in China“ verdüstere die Aussichten für Chinas Außenhandel. Die zweitgrößte Wirtschaftsnation der Erde werde große Schwierigkeiten haben, ihr Ziel von zehn Prozent Handelswachstum in diesem Jahr zu erreichen, sagten Experten. Der unerwartet schwache Außenhandel wirft auch neue Fragen auf, wie viel China künftig als Wachstumsmotor zur Weltkonjunktur oder auch zum Absatz der deutschen Exportwirtschaft beitragen kann.
Chinas Handel mit Europa war in den ersten vier Monaten des Jahres mit einem Plus von 0,3 Prozent auf 170 Milliarden US-Dollar praktisch unverändert. Dagegen legte der Handel mit den USA durch die Erholung der US-Wirtschaft um 9,2 Prozent auf 146 Milliarden US-Dollar im Vergleich zum Vorjahreszeitraum zu. „Nach dem jetzigen Trend zu urteilen, werden die USA in der näheren Zukunft sehr wahrscheinlich Europa als größter Handelspartner überholen“, sagte der Statistikchef des Zolls, Zheng Yuesheng, laut Nachrichtenagentur Xinhua.
Die Konjunkturschwäche in Europa werde Chinas Exporte weiter unter Druck setzen. Die Ausfuhren stiegen im April nur um 4,9 Prozent auf 163 Milliarden US-Dollar. Die Importe legten mit 0,3 Prozent nur ganz wenig auf 144 Milliarden zu. Der Überschuss betrug 18 Milliarden US-Dollar. Die Stagnation der Importe deutet auf eine schwache heimische Nachfrage und abgebremste Konjunktur in China hin.
Mit einem langsameren Wachstum von weniger als acht Prozent will Chinas Regierung das Riesenreich auf einen nachhaltigeren Entwicklungspfad steuern. Experten wiesen aber auch darauf hin, dass die Wirtschaft nach den Konjunkturprogrammen zur Bewältigung der globalen Finanzkrise 2008 offenbar noch nicht wieder aus eigener Kraft und ohne staatliche Stimulierung an Schwung gewinnt.
Das geringe Importwachstum ist allerdings zum Teil auch durch Preisrückgänge bei Rohstoffen wie Eisenerz und Sojabohnen zu erklären. Aber die Einfuhr von Maschinen und Elektronikprodukten, von der besonders Deutschland profitiert, stieg im April nur noch um 1,6 Prozent auf 231 Milliarden US-Dollar. Der Import von Autos legte hingegen noch um 26 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat zu.
Der Außenhandel wird nach den Erwartungen von Handelsminister Chen Deming in diesem Jahr insgesamt ausgeglichener sein als 2011. In den ersten vier Monaten des Jahres stiegen die Exporte um 6,9 Prozent und die Importe um 5,1 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum, wie der Zoll berichtete. Der Handel kletterte seit Jahresanfang insgesamt nur um sechs Prozent. Der Handelsüberschuss erreichte von Januar bis April 19 Milliarden US-Dollar.
Der Handel mit den südostasiatischen Ländern des ASEAN-Verbundes, der China drittgrößter Handelspartner ist, stieg in den ersten vier Monaten des Jahres um 6,7 Prozent. Mit dem durch Tsunami und Erdbeben weiter angeschlagenen Japan gab es sogar einen Rückgang um 1,5 Prozent. Stark wuchs hingegen der Handel mit Russland, das dieses Jahr der Welthandelsorganisation (WTO) beigetreten ist, um 27 Prozent. Mit Brasilien, einem wichtigen Exporteur von Eisenerz und anderen Rohstoffen, gab es einen Anstieg von 14 Prozent.
Doch sagten Experten, selbst ein beständiger Zuwachs des Handels mit Schwellenländern könne nicht die Rückgänge in anderen großen Märkten wettmachen.