Chinas Schwächephase drückt Weltmärkte für Rohstoffe

Hamburg (dpa) - Die Preise für Rohstoffe sind in den vergangenen eineinhalb Jahren drastisch eingebrochen.

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Der Rohstoffpreisindex des Hamburgischen Weltwirtschaftsinstituts (HWWI) habe sich in dieser Zeit mehr als halbiert und notiere ungefähr auf dem gleichen Niveau wie nach der Finanzkrise, sagte HWWI-Experte Lars Ehrlich der Deutschen Presse-Agentur in Hamburg.

„Die Situation hat sich dramatisch verändert.“ Nach der Sitzung des Ölförderkartells Opec Anfang des Monats deute auch nichts darauf hin, dass es in der nächsten Zeit dauerhafte Preisimpulse nach oben geben werde.

Rohöl ist das Schwergewicht unter den Rohstoffen und der Preisverfall bei Öl und Kohle ist allein für drei Viertel des Rückgangs beim HWWI-Index verantwortlich. Aber Öl ist es nicht allein. „Kohle ist so billig wie lange nicht mehr“, sagte Ehrlich. „Eisenerz kostet nur noch 40 Dollar je Tonne, das waren mal 180 Dollar. Der niedrigste Preis, seitdem Eisenerz überhaupt auf Spotmärkten gehandelt wird.“ Auch Nichteisen-Metalle wie Nickel, Zink und Kupfer erreichten die niedrigsten Stände seit 2009 oder sogar 2003.

Jeder Rohstoff ist etwas anders zu sehen, aber bei allen spielt ein Faktor eine große Rolle: Das nachlassende Wachstum der chinesischen Wirtschaft. „China ist bei praktisch allen industriellen Rohstoffen der größte Verbraucher mit einem Anteil von mehr als 50 Prozent“, sagte Ehrlich. Lasse die Nachfrage aus China nach oder wachse nicht mehr, so setze ein Preisverfall ein. Zudem seien in den vergangenen Monaten und Jahren viele Ölförderanlagen und Rohstoffminen in Betrieb gegangen, die bei höheren Preisen geplant wurden.

Der Wirtschaftsforscher erwartet, dass mit dem Preisverfall auch die Investitionen in den Rohstoffsektor zurückgefahren werden. Bei den Ölunternehmen sei das auch bereits deutlich sichtbar; sie hätten Fördervorhaben in vielfacher Milliardenhöhe aufgegeben oder verschoben. Der Markt werde das erst später registrieren. „Rohstoffe sind ein langfristiges Geschäft und Anpassungen brauchen Zeit“, sagte Ehrlich.