Citigroup macht Krise mit Milliardengewinn vergessen
New York (dpa) - Die in der Finanzkrise vom Staat gerettete US-Großbank Citigroup beweist zum wiederholten Male, dass sie auf eigenen Beinen stehen kann.
Im zweiten Quartal verdiente das Wall-Street-Haus trotz der Sorgen der Finanzmärkte um Staatspleiten in Europa und der drohenden Zahlungsunfähigkeit der USA unterm Strich satte 3,3 Milliarden Dollar (2,3 Mrd Euro) - das waren 24 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum und auch mehr als im bereits starken Vorquartal.
Der Bank kamen weiter sinkende Ausfälle bei Krediten in den Vereinigten Staaten sowie ein gutlaufendes Auslandsgeschäft zugute. Angesichts der wirtschaftlichen Erholung können die US-Schuldner ihre Raten wieder zuverlässiger zahlen. Bankchef Vikram Pandit sprach am Freitag in New York von einem „weiteren soliden Quartal“. Mit ihren Zahlen übertraf die Citigroup die Erwartungen der Analysten; die Aktie stieg vorbörslich um annähernd 3 Prozent und zog auch die Titel anderer Banken nach oben.
Nach mehreren Jahren mit keiner oder nur minimaler Dividende fühlt sich die Bank nun auch stark genug, eine nennenswerte Ausschüttung an die Aktionäre zu zahlen. „Wir rechnen damit, dass wir im kommenden Jahr wieder damit beginnen können, den Anteilseignern Kapital auszuschütten“, sagte Finanzchef John Gerspach. Die Bank habe Ende des Jahres auch unter den neuen Regeln für Finanzhäuser (Basel III) genügend Geld zur Verfügung. Basel III soll die Banken dazu verpflichten, ein dickeres Kapitalpolster vorzuhalten, um einer erneuten Krise vorzubeugen.
Mit der Citigroup hat die zweite US-Großbank in Folge wesentlich besser abgeschnitten als gedacht. US-Branchenprimus JPMorgan Chase hatte am Donnerstag einen Gewinn von unterm Strich 5,4 Milliarden Dollar vermeldet. Das hatte den Anlegern etwas die Sorgen genommen, dass die Probleme in Griechenland oder Irland sich massiv auf die Banken durchgeschlagen haben. Auch die drohende Zahlungsunfähigkeit der USA belastet die Märkte - hier streiten die politischen Lager um eine Anhebung der Obergrenze für die Aufnahme neuer Schulden.
Viele Investoren halten sich angesichts dieser ungesunden Mischung derzeit mit Geldanlagen zurück - den Wall-Street-Häusern entgehen dadurch einträgliche Geschäfte. Die Citigroup berichtete von „schwierigen Bedingungen für den Handel“ und weniger Kundeninteresse vor allem im Anleihemarkt. Dagegen warf das Privatkundengeschäft mit 1,6 Milliarden Dollar fast anderthalb mal soviel Geld ab wie im Vorjahreszeitraum.
Die Citigroup ist mit mehr als 4200 Filialen weltweit vertreten. Neben dem Heimatmarkt ist das Institut vor allem in Lateinamerika stark, wo gut die Hälfte der Niederlassungen stehen. Auch in Asien ist die Bank vor Ort. Hier wächst die Bank stark.
Insgesamt ist die Citigroup gegenüber ihren Glanzzeiten aber deutlich geschrumpft und auch im zweiten Quartal gingen die Erträge um 7 Prozent auf 20,6 Milliarden Dollar zurück. Bankchef Pandit hatte die Citigroup nach ihrem Beinahe-Kollaps neu sortiert und im Wesentlichen auf das klassische Bankgeschäft zurechtgestutzt. Er verkaufte allzu risikoreiche Geschäftszweige oder machte sie dicht. Das deutsche Privatkundengeschäft ging an die französische Genossenschaftsbank Crédit Mutuel. Die einstige Citibank firmiert nun hierzulande unter Targobank.
Die Citigroup galt einst als der Stolz der New Yorker Finanzwelt. In der Finanzkrise musste der US-Steuerzahler die Bank aber mit insgesamt 45 Milliarden Dollar stützen. Die Citigroup hatte sich wie so viele Konkurrenten am US-Hypothekenmarkt verhoben. Erst im Dezember hatte sich der Staat komplett zurückgezogen. Das Haus steht aber wesentlich besser da als der direkte Rivale Bank of America, der immer wieder hohe Verluste schreibt. In der kommenden Woche berichtet auch die Bank of America detailliert über das vergangene Quartal - neben Wells Fargo sowie den Investmentbanken Goldman Sachs und Morgan Stanley.