Commerzbank will Staatshilfe mit frischem Kapital zurückzahlen
Frankfurt/Main (dpa) - Die Commerzbank will den Staat abschütteln. Dafür sollen erneut frische Milliarden am Markt eingesammelt werden, wie der teilverstaatlichte Dax-Konzern am Mittwoch in Frankfurt mitteilte.
Konzernchef Martin Blessing sprach vom „Einstieg in den Ausstieg“ des Bundes, der seit der Milliardenspritze in der Finanzkrise 2008/2009 größter Einzelaktionär der deutschen Nummer zwei ist. Im politischen Berlin wurden die Bestrebungen begrüßt, an der Börse geriet die Aktie erneut unter Druck.
Die Commerzbank will sowohl die restlichen Hilfsgelder des Bankenrettungsfonds Soffin (1,63 Mrd Euro) als auch die Stille Einlage des Versicherungskonzerns Allianz (750 Mio Euro) vorzeitig komplett zurückführen. Der Soffin und damit der deutsche Staat werde in der Folge seine Sperrminorität von 25 Prozent aufgeben und seinen Anteil an der Commerzbank voraussichtlich unter 20 Prozent senken.
Geplant ist die Ausgabe neuer Aktien im Volumen von 2,5 Milliarden Euro mit Bezugsrechten für die bisherigen Anteilseigner. Die vom 22. Mai auf den 19. April vorgezogene Hauptversammlung soll das Vorhaben absegnen. Über die Bühne gehen soll die Transaktion dann von Mitte Mai bis Anfang Juni 2013.
Den Aktionären wird bei der Hauptversammlung zudem eine Kapitalherabsetzung durch Zusammenlegung von Aktien im Verhältnis 10:1 zur Entscheidung vorgeschlagen. Dadurch würde die Zahl der ausgegebenen Aktien vor der Kapitalerhöhung auf 583 Millionen Stück von derzeit 5,83 Milliarden Stück sinken. Das poliert den Kurs der Papiere optisch auf und sichert die Kapitalerhöhung technisch ab.
„Die Unterstützung seitens der Politik und des Steuerzahlers war während der Finanzkrise sehr wichtig für uns. Hierfür bedanken wir uns nochmals ausdrücklich“, erklärte Blessing.
Das Bundesfinanzministerium teilte mit: „Es war immer das Ziel der Bundesregierung, dass die im Zuge der Finanzmarktkrise gewährten Stabilisierungsmaßnahmen so eng wie möglich zeitlich begrenzt werden.“ Dass sich die Commerzbank am Kapitalmarkt langfristig anrechenbares Kernkapital beschaffe sei „ein wichtiger Schritt, um neue Investorenkreise zu gewinnen und das Vertrauen in das Geschäftsmodell der Commerzbank weiter zu stärken. Dies kommt am Ende auch dem Steuerzahler zugute“, erklärte das Finanzministerium.
Soffin-Chef Christopher Pleister bekräftigte, Ziel sei, den schrittweisen Ausstieg aus der Commerzbank marktschonend zu gestalten: „Die Mittelfristplanung des Vorstandes stimmt uns hinsichtlich des verbliebenen Engagements zuversichtlich.“
Blessing hatte nach einem weiteren Krisenjahr 2012, das nur einen Minigewinn brachte, für 2016 eine Trendwende in Aussicht gestellt. Mit der Kapitalmaßnahme erhöhe sich auch die Chance der Aktionäre auf eine Gewinnbeteiligung, rechnete Blessing am Mittwoch vor. Für 2013 allerdings sei nicht mit einer Dividende zu rechnen.
Der Staat war nach der Lehman-Pleite Mitte September 2008 in zwei Schritten bei der Commerzbank eingestiegen, die mitten in der Finanzkrise die mit Altlasten behaftete Dresdner Bank übernommen hatte. Insgesamt flossen 18,2 Milliarden Euro staatliche Hilfsgelder, davon 16,4 Milliarden Euro als Stille Einlage. Den Löwenanteil davon hatte die Bank mit einer früheren Kapitalerhöhung getilgt.
Die Commerzbank hatte in den vergangenen beiden Jahren wiederholt frische Mittel am Markt aufgenommen. Der Konzern kämpft mit Altlasten aus der Schiffs- und Immobilienfinanzierung. Dazu kommt, dass die staatlichen Rettungsgelder nach den neuen Kapitalregeln („Basel III“) ab 2016 nicht mehr als Eigenkapital anerkannt werden.
Deutsche Bank, Citibank und HSBC haben sich nach Angaben der Commerzbank vorab verpflichtet, das gesamte Volumen der nun geplanten Kapitalerhöhung zu übernehmen.
Über die Pläne war in den vergangenen Tagen bereits spekuliert worden, am Dienstag hatte die Online-Ausgabe des „Manager Magazins“ berichtet, am Mittwoch dann das „Handelsblatt“. Die Aktien der Commerzbank brachen nach der Ankündigung vom Mittwoch als Dax-Schlusslicht um zeitweise mehr als 14 Prozent ein.