Commerzbank will Vorstand verkleinern
Frankfurt/Main (dpa) - Der harte Umbau bei der Commerzbank trifft nun auch den Vorstand. Die Zahl der Mitglieder soll „in absehbarer Zeit“ von neun auf sieben sinken, wie das Institut am Mittwoch in Frankfurt mitteilte.
Das habe der Aufsichtsrat beschlossen. Personalentscheidungen wurden allerdings verschoben. In Aufsichtsratskreisen hieß es, eine Konkretisierung könnte für die Novembersitzung des Gremiums vorbereitet werden.
Zuletzt war spekuliert worden, dass die beiden für die konzerneigene Abwicklungssparte zuständigen Manager Jochen Klösges und Ulrich Sieber gehen müssen. Gegen diesen Plan hatte es aber schon vor der Sitzung des Kontrollgremiums Widerstand gegeben. Die Bank kündigte nun an, eine einvernehmliche Lösung mit den betroffenen Vorstandsmitgliedern suchen zu wollen.
Dem Vernehmen nach konnte sich Vorstandschef Martin Blessing mit seinen Personalvorschlägen noch nicht durchsetzen. In einem bankintern verbreiteten Interview, das der dpa vorliegt, sagte Blessing: „Mir war wichtig, dass der Aufsichtsrat heute eine Grundsatzentscheidung getroffen hat und damit der Logik des Vorstands folgt, dass der Personalabbau auch Konsequenzen für die Führungsstruktur haben muss. Alles Weitere wird der Aufsichtsrat in den nächsten Wochen beraten und entscheiden.“
Die geplante Verkleinerung des Vorstands ist eine Konsequenz aus dem eingeleiteten Sparprogramm, wie auch Aufsichtsratschef Klaus-Peter Müller betonte: „Angesichts des vereinbarten Personalabbaus ist es nur folgerichtig, dass auch die Führungsstrukturen der Bank angepasst werden.“ Betriebsratschef Uwe Tschäge bezeichnete die Entscheidung vor dem Hintergrund der Neuausrichtung der Bank als nachvollziehbar.
Die Bank will ihre Kosten deutlich drücken und spätestens 2016 wieder kräftige Gewinne einfahren. Dabei will Blessing nicht nur bei den einfachen Beschäftigten ansetzen, sondern auch bei Führungskräften und dem Vorstand. Im Juni hatte sich die Commerzbank mit den Arbeitnehmern auf einen Stellenabbau geeinigt. Insgesamt sollen 5200 der zuletzt rund 54 000 Stellen im Konzern wegfallen.
In dem intern verbreiteten Interview kündigt Blessing eine Verschlankung des Managements an: „Derzeit haben wir 55 Führungskräfte auf der ersten Ebene. Diese Zahl werden wir um rund 20 Prozent reduzieren.“ Auch die zweite Führungsebene werde verkleinert, weil die Bank dort ebenfalls Überkapazitäten habe. „In dem Zusammenhang werden wir uns auch die dritte und vierte Führungsebene anschauen. Ob es hier Änderungen geben wird, wird sich zeigen.“
An der geplanten Abberufung von Klösges und Sieber gab es schon vor der Sitzung Kritik. Gerade Arbeitnehmervertreter im Aufsichtsrat sahen vor allem bei Sieber, der auch Personalchef der Bank ist, Diskussionsbedarf. Auch der Bund als größter Aktionär hatte laut „Handelsblatt“ (Mittwoch) vor allem wegen der drohenden Millionen-Abfindung Bedenken. In einem persönlichen Gespräch soll Vorstandschef Blessing dann aber vor zwei Wochen zumindest Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) von seinen Plänen überzeugt haben.
Das seit der Finanzkrise vom Staat gestützte Unternehmen wartet weiter auf eine nachhaltige Trendwende. Allein in diesem Jahr hat die Aktie gut 40 Prozent an Wert verloren und ist damit der schwächste Titel unter den europäischen Banken. Vorstandschef Blessing steht selbst unter großem Druck. Immer wieder wird spekuliert, dass der Bund als Großaktionär nach der Bundestagswahl auf seine Ablösung dringen könnte.
Die Commerzbank kämpft mit Verlusten. Dazu tragen vor allem Altlasten wie Schiffskredite und faule Kredite in der Immobilienfinanzierung bei. Als Sorgenkind gilt auch die Privatkundensparte. Das laufende Jahr hat der Vorstand bereits zum Übergangsjahr erklärt. Der eingeleitete Umbau soll sich dann ab 2014 auszahlen.