Ein Blick zurück 60 Jahre nach dem Schritt ins Leben: Ehemalige der Sedanstraße erinnern sich an ihre Schulzeit

Wuppertal · Vor genau 60 Jahren, nämlich am 14. März 1965, begann für 35 Schülerinnen und Schüler in der Abschlussklasse der Volksschule Sedanstraße „der Ernst des Lebens“.

Das nächste Klassentreffen der Ehemaligen der Volkshochschule Sedanstraße soll nicht lange auf sich warten lassen: Die Senioren und Seniorinnen treffen sich diesmal schon in zwei Jahren wieder.

Foto: Anna Schwartz/ANNA SCHWARTZ

Die inzwischen verstorbene Klassenlehrerin Renate Hesse entließ ihre Schützlinge, die sie als Erstklässler und “i-Dötzchen“ übernommen und ihnen Lesen, Schreiben und die Grundrechenarten beigebracht hatte, ins Berufsleben und in die am 1. April 1965 beginnende Lehrzeit. Ein respektables Jubiläum, das von den nun meist rund 75 Jahre alten Damen und Herren stilecht in den vom Sedansberg etwa 15 Gehminuten entfernten „Donaustuben“ in der Concordienstraße gefeiert wurde.

Bernd Schwarzkopf, der zusammen mit der schwer erkrankten Klassenkameradin Renate auch die früheren Treffen – das letzte zum 50-jährigen Jubiläum – organisiert hatte, zeichnete auch diesmal verantwortlich und hatte die „Ehemaligen“ angeschrieben, angerufen oder per E-Mail verständigt. Denn einige von ihnen hatte es nach Frankfurt am Main, Bad Nenndorf, Herdecke, Leverkusen oder Paderborn, Sprockhövel und Essen verschlagen, und deshalb bat „der Bernd“ die Seniorinnen und Senioren eindringlich, ihm jede Änderung der Kontaktdaten mitzuteilen.

„Heute sind nur zwölf gekommen“, bedauerte Schwarzkopf, sah jedoch mit Freude, dass sich alle herzlich begrüßten und umarmten. „Wir waren eine tolle Klassengemeinschaft“, erinnerte er sich am Freitagabend und hatte natürlich, wie auch etliche einstige Mitschüler, alte Fotos, (eins zeigte Bernd bei der Einschulung, jedoch ohne Schultüte) eine Schulzeitung und natürlich jede Menge netter Erinnerungen auf Lager.

„So lange sie konnte, war auch unsere Klassenlehrerin, Frau Hesse, dabei“, berichtete Brigitte Solinski, die damals eine Schneiderlehre begonnen hatte. „Als Frau Hesse aus Altersgründen nicht mehr zum Klassentreffen kommen konnte, haben wir sie zuhause besucht.“ Auch ein Zeichen dafür, wie gern die einstigen „Sedansträßler“ sich an die Zeiten obenauf dem Sedansberg erinnern, wie angenehm das Klima in der Klassengemeinschaft gewesen ist und wie viel man davon in die heutige Zeit herübergerettet hat.

Die vergangenen Jahrzehnte bringen Veränderungen mit sich

Dass das äußere Erscheinungsbild sich im Laufe der sechs Jahrzehnte deutlichgewandelt hatte, war nicht nur auf den alten Klassenfotos zu erkennen. So überragte Hans Werner Schmidt seine Mitschülerinnen und Mitschüler 1965 nicht erkennbar. „Ich bin erst in meiner Lehrzeit als Maschinenschlosser gewachsen“, erinnert sich der nun 1,93 Meter große Hüne, der übrigens auch beruflich an Statur gewann, auf dem zweiten Bildungsweg studierte und es zum Ingenieur brachte.

In den 60er Jahren des vorigen Jahrhunderts war der Umgangston an den Schulen noch völlig anders, beziehungsweise erheblich rauer, und ein paar Ohrfeigenwaren galt als ein probates Erziehungsmittel der Lehrkräfte. Bernd Schwarzkopf erinnerte sich: „Ich war damals ein kleiner Flegel, und als im Winter einige meiner Schulkameraden sich auf dem Schulhof auf einer `Fitschebahn `rutschten, habe ich ihnen ein Bein gestellt. Das hat ein Lehrer oben aus dem Fenster gesehen, ist heruntergekommen und hat mir ordentlich ein paar gelatscht“, schildert Schwarzkopf die spontane Strafe, die er allerdings im Nachhinein als durchaus angemessen empfindet.

Da das letzte Treffen erst zehn Jahre her war, hatte man sich noch nicht so weit auseinander gelebt, dass es nur noch wenige Anknüpfungspunkte gab. Stattdessen wurden bei Speis und Trank in fröhlicher Runde Erinnerungen und Anekdoten ausgetauscht, wobei die Vergangenheit doch einiges in einem vergoldeten Licht erscheinen ließ.

Noch einmal wurden vor 22 Uhr vor dem Auseinandergehen alle Kontaktdaten aktualisiert. „Viele von unseren damaligen 35 Schülerinnen und Schüler umfassenden Gemeinschaft sind nach der vierten Klasse auf weiterführende Schulen gewechselt, einige sind auch leider verstorben oder erkrankt“, bedauerten einige.

Deshalb habe man beschlossen, sich in zwei Jahren, nämlich am 19. März 2027 wieder zu treffen. „In unserem Alter sollte man bis zum nächsten Wiedersehen nicht zu lange Zeit verstreichen lassen,“ war die einhellige Meinung beim warmherzigen Abschied.