Etwa 71 Prozent der Erde sind mit Meeren bedeckt. Sie bieten Lebensraum, Wirtschaftsprofit und kulturelle Signifikanz, und doch wissen selbst Wissenschaftler noch erstaunlich wenig über die Ozeane. Sicher ist nur: Die Weltmeere sind eine unfassbar wertvolle Ressource, die es sich zu schützen lohnt.
Genau darum drehte sich am Samstag das englischsprachige Schüler-Debattier-Event Model United Nations Lower Rhine (MUNLR). Bei dieser Veranstaltung konnten Schülerinnen und Schüler für einen Tag in die Rolle der Delegierten der Vereinten Nationen (UN) schlüpfen. Insgesamt 100 Schülerinnen und Schüler von zwölf Schulen trafen sich im Schloss Neersen und diskutierten in vier Komitees Themen von globaler Relevanz. Das diesjährige Thema lautete: „Oceans and Seas – Backbone of Humanity“. Organisiert wurde das Event von Vertretern der Gymnasien Fabritianum in Krefeld und Michael Ende in St. Tönis.
Zunächst trat Willichs Bürgermeister Christian Pakusch (CDU) ans Mikrofon. Es sei eine schwierige Zeit, in der wir uns momentan befinden, sagte er. Zwischen Krieg und Klimawandel sei der Austausch besonders wichtig. Generalsekretärin Lilly Lohmann vom Fabritianum übernahm das Podium und leitete in das Thema ein. Ozeane seien sowohl wertvolle Ressourcen als auch Kriegsobjekte. „Wer besitzt sie? Wer repräsentiert sie? Wir gestalten die Zukunft unserer Ozeane mit“, appellierte sie an die Anwesenden. Und um das zu tun, sei man an diesem Tag im Schloss Neersen. „Es wird keine perfekten Lösungen geben, aber wir wollen heute in den verschiedenen Bereichen zu einer gemeinsamen Stellung kommen.“ Auch erklärte sie, dass durch eine erstmalige Partnerschaft mit der „United Nations Decade of Ocean Science for Sustainable Development“ die gesammelten Beschlüsse tatsächlich an die UN-Delegierten übermittelt werden sollen – ein Ansporn für die Nachwuchsdelegierten.
Anschließend begrüßte sie Gastredner Frank Schweikert, Biologe, Journalist und Umweltaktivist. Als Gründer und Vorstand der Deutschen Meeresstiftung und Mitglied des EU-Mission Boards für unsere Ozeane und Gewässer bereicherte er mit seiner fachspezifischen Expertise. Gleich zu Beginn betonte er, wie lebenswichtig die Meere für die Natur und den Mensch gleichermaßen sind. Es biete Nahrung, filtere CO2, speichere Sauerstoff und reguliere das Klima. Sollte sich in naher Zukunft nichts ändern, würden bald schwerwiegende Konsequenzen bittere Realität: etwa die Steigung des Meeresspiegels und das Absterben der Korallenriffe.
Auch kritisierte er stark den Öffentlich-rechtlichen Rundfunk und forderte eine Reform. „Das deutsche Radio sollte nicht nur entertainen, sondern viel mehr informieren und Wissen weitergeben“, sagte er. „Das Meer ist der Lebensraum der Zukunft“, da sei es wichtig, auch die Jugend zu begeistern.
Ein essenzieller Faktor bei dem Debattier-Event: Wissen weitergeben, Meinungen austauschen und das politische Bewusstsein der Jugend stärken. Emmanuelle Soilly aus dem Orga-Team betonte: „Angesichts der jüngsten Ergebnisse der Parlamentswahlen halte ich es für wichtiger denn je, Schülerinnen und Schüler frühzeitig an Debatten heranzuführen und sie für den demokratischen Diskurs zu sensibilisieren. In einer Zeit, in der demokratische Werte zunehmend unter Druck geraten, tragen Projekte wie MUNLR dazu bei, die nächsten Generationen zu eigenverantwortlichen und kritischen Akteuren unserer Gesellschaft zu entwickeln.“
Schweikert rief zur Handlung auf – sei es durch politischen Austausch oder im privaten Rahmen. Unterstützen könne jeder, etwa durch nachhaltige Energien im Haushalt und beim Kauf von Lebensmitteln auf deren Herkunft zu achten, um lange Transportstrecken zu vermeiden. Dies seien wichtige erste Schritte. „Jemand muss den Anfang machen“, zeigte sich Schweikert überzeugt. „Von Wissen zum Handeln.“