Conti leidet unter schwachem Reifenmarkt
Hannover (dpa) - Für den Autozulieferer Continental zieht sich die Durststrecke auf Europas Reifenmärkten unerwartet in die Länge. Mit seiner Halbjahresbilanz präsentierte der Dax-Rückkehrer klare Warnzeichen.
Die Geschäftslage auf dem Heimatkontinent sei weiter instabil.
Zusätzlich dürfte sich auch das stützende Überseewachstum in Asien und Nordamerika im dritten Quartal abschwächen, erklärte Conti. Für das Pkw-Ersatzreifengeschäft sehen die Niedersachsen schwarz. Sie rechnen mit einer deutlich langsameren Erholung als zuvor. Daher ist der Konzern nun auch beim Umsatzziel vorsichtiger. An der Börse kamen die Neuigkeiten nicht gut an: Conti-Papiere verloren zeitweise deutlich mehr als ein Prozent.
Der Konzernumsatz stagnierte im ersten Halbjahr nahezu bei 16,6 Milliarden Euro verglichen mit der ersten Vorjahreshälfte (plus 0,4 Prozent). Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) sank leicht um 1,4 Prozent auf 1,63 Milliarden Euro. Unterm Strich legte der Konzerngewinn um 14 Prozent auf 1,142 Milliarden Euro aber kräftig zu. Maßgeblich dafür ist die erheblich günstigere Steuerquote: 7 Prozent nach 28 Prozent zuvor. Allein im zweiten Quartal schoss der Überschuss auf 701 Million Euro (520 Mio), das bereinigte Ebit stieg leicht auf 980,7 Millionen Euro. Der Umsatz legte um gut 4 Prozent auf 8,54 Milliarden Euro zu.
Conti hängt stark am Heimatkontinent, wo der Konzern mehr als die Hälfte des weltweiten Umsatzes (55 Prozent) erwirtschaftet. Mit einem guten Drittel Umsatzanteil ist Continentals Reifensparte eine ganz entscheidende Säule. Innerhalb dieser Division entfielen vergangenes Jahr 71 Prozent auf das Ersatzgeschäft, bei dem private Kunden und Dienstwagenflotten neue Reifen kaufen. Nur 29 Prozent dagegen machte das Erstausrüstergeschäft mit den Neuwagen der Autobauer aus.
Beim Reifenersatz hatte Conti zunächst nach einem durchwachsenen Jahresstart für 2013 merklichen Schub erwartet - nachdem die Zahlen seit rund anderthalb Jahren außergewöhnlich lange im Keller dümpelten. Drei Prozent Zuwachs für den europäischen Markt sollten es 2013 sein. „Wir gehen jetzt von einem Anstieg um bestenfalls 1 Prozent aus“, heißt es nun im Ausblick des Halbjahresberichtes.
Finanzvorstand Wolfgang Schäfer erklärte dazu: „Wir sehen schon, dass die Reifenersatzmärkte sich verbessern. Was wir aber etwas weniger sehen als vorher ist, dass wir einen sehr starken Anstieg im zweiten Halbjahr kriegen. Wir sehen jetzt einen graduellen Anstieg.“
Trotz aller Widrigkeiten hält der Dax-Rückkehrer seine Prognose weitgehend - mit minimalem Unterschied. Statt „über 34 Milliarden Euro“ Umsatz sind es nun nur „rund 34 Milliarden“. Schäfer begründete das mit dem erwartet moderaten, nicht starken Plus bei Ersatzreifen. Conti-Chef Elmar Degenhart verwies auf die Verbesserung im zweiten Quartal, warnte aber vor falschen Hoffnungen: „Allerdings kann dies nicht als Trendwende gesehen werden.“ Neben den Problemen in Europa dürften die wichtigen Stützen Asien und Nordamerika bald nachlassen.
Das zuletzt erzielte Plus habe rechnerische und saisonale Gründe. „So hatte das zweite Quartal mehr Arbeitstage als das erste Quartal und aufgrund des langen Winters verschob sich der Wechsel von Winter- auf Sommerreifen. Daher muss die Entwicklung insbesondere in Europa (...) weiterhin als instabil bezeichnet werden“, steht in der Bilanz.
Die Erlöse des dritten Quartals sollen laut Ausblick auf dem Niveau des zweiten Jahresviertels liegen: 8,54 Milliarden Euro. Laut Ziel muss das Schlussquartal so fast 9 Milliarden Euro bringen. „Wir sehen tendenziell schon eine Stabilisierung in Europa und weiteres Wachstum außerhalb Europas - und wir sehen auch, dass wir den einen oder anderen Auftrag zusätzlich gewonnen haben“, sagte Schäfer.