Der Tod des Patriarchen Beitz und die Folgen
Stiftung will sich mit Nachfolgersuche Zeit lassen. Auch der Konzern wird Änderungen spüren.
Essen. Nach dem Tod von Berthold Beitz will sich die einflussreiche Krupp-Stiftung mit der Nachfolgeregelung Zeit lassen. Die Stiftung werde in Ruhe beraten, schon aus Respekt vor Beitz, sagte der ehemalige WDR-Intendant Fritz Pleitgen, der Mitglied des Stiftungskuratoriums ist. Dass er selbst an die Spitze der Stiftung, die 25,3 Prozent an Thyssen-Krupp hält, treten könnte, sei „die kühnste Karriere-Spekulation meines Lebens“, sagte Pleitgen. „Ich darf Ihnen versichern, an der Geschichte ist nichts dran.“
Der legendäre Stiftungschef Beitz war in seinem Ferienhaus auf Sylt wenige Wochen vor seinem 100. Geburtstag (26. September) gestorben. Die Beisetzung soll im engsten Familienkreis stattfinden. Im Essener Süden gibt es ein Familiengrab, in dem bereits Beitz’ Eltern begraben sind. Es liegt neben dem Familiengrab der Krupps, der Familie, deren Erbe Beitz sich verschrieben hat.
Beitz starb am 30. Juli — auf den Tag 46 Jahre, nachdem Alfried Krupp von Bohlen und Halbach, der letzte persönliche Inhaber der Firma Krupp, gestorben war (30. Juli 1967). Die nach dem Tod von Alfried Krupp verfügte Krupp-Stiftung nahm 1968 ihre Arbeit auf. Sie war anfangs alleiniger Eigentümer der Fried. Krupp GmbH. Alfrieds Sohn Arndt hatte auf sein Erbe verzichtet.
Für die Krupp-Stiftung, dürfte es nach dem Tod des charismatischen Beitz deutliche Änderungen geben, wie Beobachter erwarten. Beitz war in der Stiftung Chef sowohl des Vorstands als auch des Kuratoriums.
Eine mögliche Entflechtung von Stiftung und Konzern könnte dem Thyssen-Krupp-Management mit Konzernchef Heinrich Hiesinger an der Spitze zudem mehr Spielraum geben, erwarten Beobachter im Konzernumfeld.
Schon im Mai hatte Hiesinger, als er den Abbau tausender Stellen ankündigte, auch eine Neuregelung des Verhältnisses zur Stiftung angekündigt. Dazu zählte Hiesinger, dass ThyssenKrupp seine Jagdpachten abgibt, „klare Richtlinien“ zur Nutzung des Firmenflugzeugs und für Reisen mit Dritten erlässt — Symbole für den Abschied von einer vergangenen Industrieära.