Creditreform: 2012 wieder mehr Firmenpleiten
Frankfurt/Main (dpa) - Nach einer Entspannung in diesem Jahr rechnet Creditreform 2012 wieder mit mehr Firmenpleiten in Deutschland.
„Die Tendenz wird sein, dass wir mindestens das sehen werden, was wir dieses Jahr gesehen haben - mit vielleicht einem minimalen Anstieg“, sagte der Vorstand der Wirtschaftsauskunftei (Neuss), Helmut Rödl, am Donnerstag in Frankfurt. „Es gibt keine Wirtschaftskatastrophe in Europa, das ist Voraussetzung dafür, dass wir weiterhin in relativ ruhigem Fahrwasser operieren können.“
Im zu Ende gehenden Jahr drückte die gute wirtschaftliche Lage die Zahl der Firmen- und Verbraucherpleiten. Creditreform rechnet für das Gesamtjahr mit 30 200 (Vorjahr: 32 060) Unternehmensinsolvenzen. Bisher größter Fall: Der Druckmaschinenhersteller Manroland mit 6500 Mitarbeitern, der vor einer Woche Insolvenzantrag gestellt hatte. Mit rund 750 000 Gläubigern zählt der Billigstromanbieter Teldafax zu den zehn größten Insolvenzfällen. Überdurchschnittlich stark sanken die Pleitezahlen im Verarbeitenden Gewerbe und auf dem Bau.
2012 könnten das sich verlangsamende Wirtschaftswachstum und mögliche Engpässe bei der Kreditvergabe Firmen in Finanznöte stürzen. Rödl betonte jedoch, viele Unternehmen seien deutlich besser aufgestellt als in der Finanzkrise 2008/2009.
Bei den Verbrauchern erwartet Creditreform 2012 einen Rückgang auf 101 000 Insolvenzfälle. Für dieses Jahr wird ein Wert von 103 200 veranschlagt - trotz kräftigen Wirtschaftswachstums und eines stabilen Arbeitsmarktes der dritthöchste seit dem Jahr 1999. Nur 2010 (109 960 Fälle) und 2007 (105 300) wurden mehr Verbraucherpleiten registriert. Verbraucherinsolvenz sei in Deutschland mittlerweile „ein Massenphänomen“, befand Creditreform.
„Wir haben 6,4 Millionen Menschen, die überschuldet sind. 10 von 100 Erwachsenen sind überschuldet“, sagte Rödl. Dass Menschen ihren täglichen Lebensunterhalt nicht mehr bestreiten können, gilt als Vorstufe zur Insolvenz. „Der Anteil junger Menschen, die in prekären wirtschaftlichen Verhältnissen leben, ist besorgniserregend.“
Die Gesamtschäden durch Unternehmensinsolvenzen 2011 bezifferte Creditreform auf voraussichtlich 23,3 (32,1) Milliarden Euro. 236 000 (240 000) Jobs gingen verloren. Die Zahlen spiegeln die Verlagerung des Schwerpunktes von Pleiten auf kleinere und mittlere Unternehmen.
Zumindest per saldo abgefedert werden konnte das durch Neugründungen. Zwar sanken die Gewerbeanmeldungen mit 804 000 (863 000) auf den niedrigsten Stand seit zehn Jahren. Hauptgrund: Viele Existenzgründer verschoben ihre Gründungsvorhaben wegen guter Einkommens- und Jobperspektiven als Angestellter. Dennoch entstanden dank neuer Firmen gut 458 000 (500 000) Arbeitsplätze in Deutschland.