Daimler-Chef Zetsche startet Aufholjagd
Daimler-Chef räumt ein, dass die Konkurrenten Audi und BMW weit vorne liegen. Renditeziele wurden nicht erreicht.
Stuttgart. Der zweite Sieger ist der erste Verlierer — so sieht das auch Dieter Zetsche. Selbstbewusst hatte der Daimler-Chef angekündigt, bis spätestens 2020 an den Konkurrenten Audi und BMW vorbeizuziehen und wieder die Nummer eins der Premiumhersteller zu werden. Doch nun verliert er auf dem Weg dorthin weiter an Boden. Bei der Bilanzvorlage räumte er ein, dass die Renditeprobleme in der Autosparte auch 2013 nicht nachlassen werden — im Gegenteil.
„Ein Ziel setzen ist das eine, Erreichen das andere“, gab er gestern zu Protokoll. Seine noch für den Februar erwartete Vertragsverlängerung steht mit der Prognose unter keinem guten Stern. Wie es aus Konzernkreisen übereinstimmend heißt, soll er Ende Februar einen Fünfjahresvertrag bekommen — ein großer Vertrauensvorschuss.
Branchenexperte Stefan Bratzel sagt, dass Zetsche nun bald liefern müsse: „Es gibt keine Ausreden mehr. Was nicht so läuft, geht auf das Konto von Zetsche und seiner Mannschaft.“ Seine Aufgaben sind groß: Auf dem Zukunftsmarkt China gilt es, den enormen Abstand zu Audi und BMW zu verkürzen.
Und Sparen ist ein Dauerthema: Daimler selbst räumt deutlich höhere Kosten als die Konkurrenz ein. Immer wieder schieben die Schwaben zudem Pläne auf die lange Bank. 2011 hatte Zetsche auf der Automesse IAA eine Mercedes-Großserie mit Brennstoffzellenantrieb angekündigt — statt 2014 kommt sie nun aber erst 2017.
Vor wenigen Monaten kassierte Zetsche nicht nur die Gewinnprognose, sondern auch das Renditeziel von zehn Prozent für die Pkw-Sparte. Das für 2013 in Aussicht gestellte Verhältnis von operativem Gewinn zum Umsatz werde „erst zu einem späteren Zeitpunkt“ erreicht. Auch gestern wurde Zetsche nicht konkreter: „Mittelfristig“, sagte er lediglich.
Die Klassenbesten Audi und BMW hatten zuletzt zweistellige Renditewerte ausgewiesen. Daimler kam dagegen 2012 auf 7,1 Prozent. Die Trendwende gelinge halt nicht von heute auf morgen, sagte der Daimler-Chef.
Zetsche räumte eher zähneknirschend ein, Daimler habe beim Wettrennen um die Krone der Premiumhersteller zunächst nicht von zwei Übergangsjahren gesprochen. „Jetzt machen wir das.“