Daimler: Lkw-Sparte mit großen Sparanstrengungen
Wörth (dpa) - Der weltgrößte Hersteller von schweren Lkw schlägt sich besser als der schwächelnde Gesamtmarkt.
In Europa und den USA sieht der neue Daimler-Spartenchef Wolfgang Bernhard die Talsohle erreicht. Doch die gesetzten Ziele sind noch längst nicht erreicht.
„Wir sind im Moment noch nicht zufrieden mit dem derzeitigen Stand“, sagte Bernhard in Wörth vor Journalisten über das laufende Spar- und Wachstumsprogramm.
Die Mehrheit der angepeilten Einsparungen von 1,6 Milliarden Euro werde nach derzeitigem Stand erst 2014 erreicht. Auch von dem Ziel, das Ergebnis vor Zinsen und Steuern 2013 auf Vorjahresniveau bei 1,7 Milliarden Euro zu halten, sei die Sparte nach dem schwachen Jahresstart noch „sehr weit entfernt“.
Damit schlägt sich das Lkw-Geschäft nicht so gut wie die Pkw-Sparte, die noch bis April in Bernhards Verantwortung als Produktionsvorstand lag. Daimler-Chef Dieter Zetsche kündigte jüngst an, bei den Autos werde das für 2013 anvisierte Sparziel voraussichtlich übertroffen.
Doch das Lastwagen-Geschäft ist deutlich konjunkturanfälliger als der Pkw-Markt. Wichtige Kernmärkte hätten sich nach den Berechnungen Daimlers in den ersten vier Monaten des Jahres rückläufig entwickelt, sagte Bernhard. Weltweit setzte Daimler Trucks bis Mai drei Prozent weniger Fahrzeuge ab als noch im Vorjahr.
In China, dem weltgrößten Lkw-Markt, habe sich die gesamte Bauwirtschaft abgekühlt, was mit den aktuellen Finanzierungsproblemen in dem Land zusammenhänge. „Das spüren wir im Truck-Verkauf“, sagte Bernhard. Er glaube aber, dass China wieder Fahrt aufnehmen wird.
In Westeuropa habe der Markt die Talsohle erreicht, auch in den USA sehe er eine Bodenbildung, sagte Bernhard: „In diesem sehr stark zurückgehenden Marktumfeld haben wir uns überdurchschnittlich gut geschlagen.“
Trotz eines Plus' beim weltweiten Auftragseingang von 19 Prozent in den ersten fünf Monaten schlug Bernhard noch vorsichtige Töne an: „Wir fahren im Moment auf Sicht.“ Auch das Ziel einer Umsatzrendite - dem Verhältnis vom Gewinn zum Umsatz - von acht Prozent schob Bernhard vorerst auf. „Bisher ist es uns nicht möglich genau zu sagen, wann wir diese acht Prozent erreichen. Dazu muss das Umfeld stimmen.“
Angesichts der positiven Auftragsentwicklung in den USA will Daimler dort allerdings nur noch 600 Stellen streichen, statt wie der ursprünglich geplanten 1300. In Deutschland bleibt es dabei: 800 Stellen sollen an den Standorten Mannheim, Gaggenau, Wörth und Kassel in Nichtproduktionsbereichen wegfallen.
„Für das Lkw-Geschäft bleibt die Flexibilität der Werke und Systeme die größte Herausforderung“, sagte Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer von der Universität Duisburg-Essen. Unter Bernhards Vorgänger Andreas Renschler habe die Sparte eine sehr gute strategische Ausrichtung erhalten.
Der Autohersteller bemüht sich derzeit - genau wie in der Pkw-Sparte - um eine gemeinsame Produktplattform bei den Lastern, die sehr stark auf Anforderungen lokaler Märkte angepasst sind. 70 Prozent der Bauteile in Europa, Japan und den USA sollen in Zukunft baugleich sein.
In Asien baut Daimler seine Lkw-Produktion aus und stellt in Indien künftig auch Lastwagen der Marke Fuso für den Export her. Von dort aus sollen Länder in Südostasien wie Indonesien, Thailand und Malaysia, aber auch in Afrika beliefert werden.
Entscheidend für den Erfolg wird aber die Entwicklung in China sein, wo Daimler Konkurrenz von der in diesem Jahr neuen Allianz zwischen Volvo und dem chinesischen Lkw-Bauer Dongfeng bekommt, glaubt Autoexperte Stefan Bratzel von der Fachhochschule der Wirtschaft in Bergisch Gladbach. „Ich glaube, auf dem chinesischen Markt entscheidet sich, wer langfristig die Nummer 1 bleiben wird.“