Darum streiken die Lufthansa-Piloten
Es geht um eine gut dotierte Übergangsrente. Der Konzern will die üppigen Bezüge künftig nicht mehr zahlen.
Frankfurt. Die Lufthansa steuert mit vollem Schub in einen bislang beispiellosen Arbeitskampf. Für drei Tage wollen die Piloten von Mittwoch an die Airline bestreiken, die nun mit einer weitgehenden Einstellung des Flugbetriebs geantwortet hat. Lediglich noch 500 meist kurze Flüge sollen von Mittwoch bis Freitag stattfinden, 3800 Verbindungen sind abgesagt.
Für eine Rückkehr zum Verhandlungstisch noch vor dem Streik scheint es zu spät zu sein, daran haben auch letzte Verhandlungen am Sonntag nichts geändert. Als Streikanlass hat die Pilotengewerkschaft „Vereinigung Cockpit“ (VC) den Kampf um die Übergangsrenten genommen, die vom Konzern zum Jahresende einseitig gekündigt worden waren. Im Schnitt mit knapp 59 Jahren gehen die Kapitäne in den Vorruhestand, ausgestattet meist mit 60 Prozent ihrer Bezüge. Bis zum Einsetzen von Betriebs- und gesetzlicher Rente lässt es sich im Schnitt mit 124 000 Euro brutto im Jahr auskommen.
Lufthansa glaubt, sich die üppigen Bezüge für die kleine Gruppe der Piloten nicht mehr leisten zu können. Sie stellen nur zehn Prozent der 84 000 aktiven und ehemaligen Lufthanseaten im Inland, kassieren aber 40 Prozent der Vorsorgeaufwendungen, rechnet Personalchefin Bettina Volkens vor. Das Unternehmen hat daher einen fließenden Übergang vorgeschlagen, der an staatliche Rentenreformen erinnert: Den bald ausscheidenden Piloten wird gar nichts genommen, den etwas jüngeren schrittweise immer mehr und die ganz Jungen müssen künftig selbst mit für ihre Versorgung ansparen.
Der Gewerkschaft gehe das als Vertrag zulasten Dritter gegen den Strich, sagte VC-Tarifexpertin Ilona Ritter. „Wir wollen keine Generationenteilung, sondern einheitliche Regeln für alle.“ Was natürlich auch hieße, das jetzige System möglicherweise mit einem Kostendeckel über Jahrzehnte hinweg festzuschreiben.
Das Thema ist für die Piloten durchaus emotional und wichtiger als die nächste Gehaltssteigerung. Die meisten Flugzeugführer haben die frühe Ausstiegsmöglichkeit in ihre Lebensplanung eingebaut und mit dem Geld gerechnet. Kein Wunder also, dass mehr als 99 Prozent der per Urabstimmung befragten VC-Mitglieder dafür streiken wollen.
Lufthansa ächzt auch an anderer Stelle unter üppigen Zusagen aus der Vergangenheit, denn alle Beschäftigten kommen in den Genuss von Betriebsrenten, deren Verzinsung der Konzern bis zum Jahresende 2013 garantierte. Auch hier ist eine Umstellung geplant, ohne dass das Einverständnis auch nur einer der zahlreichen Gewerkschaften vorläge. Die gegenwärtigen Pensionsverpflichtungen betragen im Inland 11,2 Milliarden Euro, insgesamt 15,1 Milliarden Euro.