Das Ende der Ära Löscher bei Siemens gilt als sicher

München (dpa) - Vor der entscheidenden Aufsichtsratssitzung zum Führungswechsel bei Siemens ist eine einvernehmliche Lösung in Sicht.

Nach einem Bericht der „Süddeutschen Zeitung“ (Dienstag) verhandelt das Unternehmen mit Vorstandschef Peter Löscher über eine „einvernehmliche Trennung“. Das würde dem Aufsichtsrat die für diesen Mittwoch vorgesehene Abwahl des Österreichers ersparen, hieß es in dem Bericht. Siemens wollte sich dazu nicht äußern.

Sollte es zu einer Einigung noch vor der Sitzung des Kontrollgremiums kommen, würde bei der Abstimmung über Löschers vorzeitiges Ausscheiden eine einfache Mehrheit genügen. Sein Nachfolger an der Siemens-Spitze wird nach aller Voraussicht Finanzvorstand Joe Kaeser. Auch über die Berufung eines neuen Vorstandsvorsitzenden will das Kontrollgremium am Mittwoch abstimmen.

Löscher war nach einer Reihe von Misserfolgen und zuletzt einer neuerlichen Gewinnwarnung massiv unter Druck geraten. Am Wochenende hatte sich der Siemens-Aufsichtsrat unter der Führung von Chefkontrolleur Gerhard Cromme nach mehrstündigen Beratungen mehrheitlich auf seine Ablösung und auf Kaeser als neuen Konzernchef verständigt. Dabei soll es allerdings Meinungsverschiedenheiten über die Art und Weise der Ablösung gegeben haben.

In gut informierten Kreisen hieß es, der frühere Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann habe das Vorgehen kritisiert, weil ihm die Personalrochade zu schnell gehe. Ackermann ist als zweiter Stellvertreter Crommes Mitglied des Aufsichtsratspräsidiums von Siemens. Er sei dafür gewesen, zunächst nach einem externen Kandidaten für den Chefposten von Deutschlands größtem Elektrokonzern Ausschau zu halten.

Medienberichte, wonach Ackermann selbst Ambitionen auf den Aufsichtsrats-Chefposten haben soll, wies ein Sprecher des Schweizers entschieden zurück. Ackermann habe entsprechende Spekulationen bereits zu einem früheren Zeitpunkt als „frei erfunden“ zurückgewiesen, sagte der Sprecher. „Das gilt genauso heute noch.“ Siemens kämpft mit der Konjunkturflaute und teuren, hausgemachten Projekt-Pannen. Bereits für das laufende Geschäftsjahr, das Ende September endet, hatte das Unternehmen die Prognose Anfang Mai nach unten korrigieren müssen. Am vergangenen Donnerstag teilte das Unternehmen dann mit, dass auch die für 2014 angepeilte operative Ergebnismarge - also der Anteil des Gewinns am Umsatz - von mindestens zwölf Prozent voraussichtlich nicht erreicht werde. Die Nachricht hatte die Börsen geschockt und die Aktien des Dax-Konzerns abstürzen lassen. An diesem Donnerstag (1. August) legt Siemens auch die Quartalszahlen vor. Medienberichten zufolge sollen sie durchwachsen ausgefallen sein.