Freude am Shoppen: Konsumklima auf Sechs-Jahres-Hoch

Nürnberg (dpa) - Die Stimmung der Verbraucher in Deutschland ist so gut wie seit fast sechs Jahren nicht mehr. Den Bürgern sitzt das Geld locker, sie rechnen mit höheren Einkommen und einer anziehenden Konjunktur.

„Anhaltend stabile Beschäftigungsaussichten sowie eine moderate Inflationsrate lassen den Optimismus im Juli noch einmal ansteigen“, teilte das Marktforschungsunternehmen GfK am Dienstag in Nürnberg mit. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes stieg die Inflationsrate im Juli zwar auf 1,9 Prozent. Der Konsumklimaindex für August kletterte dennoch auf 7,0 Punkte, nach 6,8 Zählern im Vormonat.

„Das Konsumklima kann jetzt im Hochsommer seinen Aufwärtstrend fortsetzen“, erläuterte GfK-Experte Rolf Bürkl der Nachrichtenagentur dpa. „Der wesentliche Grund sind die stabilen Bedingungen, vor allem die Situation auf dem Arbeitsmarkt und damit einhergehend die gute Einkommensentwicklung. Da zeigt sich gerade auch im Vergleich zu anderen europäischen Ländern, dass Deutschland hier überaus stabil und positiv dasteht.“

Ein weiterer Grund könne das Sommerwetter der vergangenen Wochen sein. „Wenn wie im Moment stabil schönes und warmes Wetter herrscht, schlägt sich das positiv auf die Stimmung nieder“, erläuterte Bürkl. Das persönliche Befinden wiederum beeinflusse die Antworten auf die Fragen der repräsentativen monatlichen Konsumklima-Umfrage unter rund 2000 Bundesbürgern.

Bürkl gab auch zu bedenken: „Man muss vielleicht auch ein bisschen in Rechnung stellen, dass momentan die Situation in Deutschland sehr ruhig ist.“ Derzeit seien kaum negative Nachrichten zu hören und zu lesen. „Das hängt vielleicht auch mit den anstehenden Wahlen zusammen.“

Die anziehende Inflation beunruhigt die Konsumforscher noch nicht. Dabei stieg die Rate - getrieben von deutlich teureren Nahrungsmitteln - von 1,8 Prozent im Juni auf 1,9 Prozent, wie das Statistische Bundesamt in Wiesbaden in einer ersten Schätzung am Dienstag mitteilte. Mit der bisher höchsten Rate des Jahres nähert sich der Wert damit wieder der Warnschwelle von 2,0 Prozent an, die gerade noch ein stabiles Preisniveau markiert.

Dennoch toppte die Neigung der Konsumenten zu Anschaffungen das hohe Niveau im Juli noch einmal und erreichte den höchsten Wert seit eineinhalb Jahren. „Nach wie vor halten die Verbraucher es mehrheitlich für ratsam, größere Anschaffungen zu tätigen“, so die GfK.

Aufgrund der niedrigen Zinsen sei Sparen als Alternative derzeit reichlich unattraktiv. Da viele Menschen ihr Geld in hochwertige Investitionen wie Immobilien steckten, profitierten auch die Möbelbranche oder auf energetische Sanierungen spezialisierte Handwerker.

Die Konjunkturaussichten beurteilen die Verbraucher seit Ende 2012 wieder positiver, liegen damit aktuell aber erst leicht über dem langjährigen Durchschnitt. Grund ist die hartnäckige Rezession in der Eurozone. Diese wirkt sich jedoch nicht auf die im Juli spürbar gestiegene Einkommenserwartung aus, die sich maßgeblich am stabilen Arbeitsmarkt in Deutschland und den zurückliegenden Tarifabschlüssen orientiert.

Für die GfK-Konsumexperten ist deshalb kein Ende der positiven Verbraucherstimmung in Sicht - im Gegenteil: „Damit behauptet der private Konsum seine wichtige Stellung als verlässliche Stütze der deutschen Konjunktur“, hieß es am Dienstag. Sofern die Schuldenkrise nicht erneut ausbreche, dürften die Verbraucherausgaben in diesem Jahr real um ein Prozent zunehmen.