Das Ende des Sommermärchens
Studie: Die Verbraucher in Deutschland halten angesichts hoher Preise ihr Geld fest zusammen.
Nürnberg. Noch im April sah alles nach einem neuen "Sommermärchen" aus: Gute Tarifabschlüsse und erfreuliche Zahlen vom Arbeitsmarkt fachten den Optimismus der Deutschen an, die Verbraucherstimmung blühte auf. Doch davon kann keine Rede mehr sein: Die Inflation verharrt bei drei Prozent, dunkle Wolken ziehen am Konsumhimmel auf.
Im Juli erwartet das Marktforschungsinstitut GfK für das Konsumklima nur noch einen Wert von 3,9 Punkten nach 4,7 Punkten im Juni - damit nähert sich die Verbraucherstimmung dem tiefsten Stand seit zweieinhalb Jahren. Zugleich hat die GfK ihre Konsumprognose halbiert und rechnet in diesem Jahr nur noch mit einem Wachstum von 0,5 Prozent. "Die Verbraucherstimmung ist alles andere als ein Sommermärchen", sagt GfK-Chef Klaus Wübbenhorst. Der private Konsum, größte Säule des Bruttoinlandsprodukts, schwächelt.
Genährt wird der wachsende Pessimismus besonders von der Preisexplosion bei Kraftstoff und Energie. Die Urlaubszeit steht bevor, aber die Preisspirale für Benzin und Diesel dreht sich weiter, und ein Ende scheint nicht in Sicht. Dazu drohen massive Preiserhöhungen bei Gas.
Diese Entwicklungen verstärkten die Furcht der Konsumenten vor Kaufkraftverlust, stellt die GfK fest. Die Tariferhöhungen verpuffen, denn die Teuerung frisst die höheren Verdienste wieder auf. Dass nicht mehr Geld übrig bleibt, dazu trägt auch der Staat bei: Bei Lohn- und Gehaltserhöhungen greift das Finanzamt den Bürgern überproportional tief in die Tasche und nimmt ihnen einen Teil des Geldes gleich wieder weg. Die für den Konsum wichtige Mittelschicht ist von der "kalten Steuerprogression" besonders stark betroffen, die Bundespräsident Horst Köhler kürzlich sogar als "eiskalte Progression" kritisierte.
Die hohen Lebensmittelpreise tun ein Übriges, um den Deutschen die Kauflaune gründlich zu verderben. Denn wenn sich Güter wie etwa Milch und Milchprodukte verteuern, greift das Phänomen der gefühlten Inflation. Als Folge erlitten die Indikatoren für Konjunkturerwartung, Einkommenserwartung und Anschaffungsneigung im Juni zum zweiten Mal in Folge Einbußen.
Hinzu kommt, dass die Energiepreise auch der Wirtschaft zu schaffen machen. Die deutsche Wirtschaft muss sich nach Einschätzung des Ifo Instituts auf ein Ende des Aufschwungs einstellen. In diesem Jahr dürfte das Bruttoinlandsprodukt noch um 2,4 Prozent zulegen, für 2009 sei dann nur noch ein Wachstum von einem Prozent zu erwarten.