Das Erbe der Schleckermärkte
Den Supermärkten ist es kaum gelungen, beim Verbraucher mit Drogerieprodukten zu punkten. Gewinner sind Rossmann, dm und Müller.
Düsseldorf. Die Schlecker-Pleite hat im Sommer 2012 einen erbitterten Wettkampf um die Kunden der maroden Drogeriemarktkette ausgelöst. Die großen Supermarktketten und Discounter wollten sich einen möglichst üppiges Stück vom Kuchen sichern. Knapp zwei Jahre nach der Eröffnung des Insolvenzverfahrens zeigt eine Zwischenbilanz: Die Hoffnungen von Edeka, Rewe, Aldi oder Lidl haben sich nicht erfüllt.
„Die Gewinner der Schlecker-Pleite sind dm, Rossmann und Co.“, urteilt der Handelsexperte Wolfgang Adlwarth von der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK). Zwar hätten auch Supermärkte und Discounter nach der Insolvenz zunächst einen großen Teil der ehemaligen Schlecker-Kunden anlocken können. Doch sie hätten viele von ihnen auf Dauer dann doch nicht halten können.
Die Gründe für den Erfolg der Drogeriemarktketten sind für die Handelsexpertin Denise Klug vom Marktinformationsdienst Planet Retail offensichtlich. „Die Konsumenten in Deutschland sind ganz einfach an die Kompetenz und Angebotsvielfalt der Drogeriemärkte gewöhnt. Sie wollen nicht nur drei Sorten Shampoos im Angebot, sondern viel mehr.“
Das Image der großen Drogeriemarktketten bei den Kunden ist außergewöhnlich gut. In einer Studie der Unternehmensberatung OC&C wurde dm in diesem Jahr zum beliebtesten Händler Deutschlands gekürt und verdrängte damit den Online-Riesen Amazon vom Spitzenplatz. Aber auch die Rivalen Müller und Rossmann konnten sich unter den Top Ten der Unternehmen mit der größten Kundenzufriedenheit platzieren — auf den Rängen fünf und sechs.
Das zahlt sich in barer Münze aus. Nach den Untersuchung der Marktforscher können die Drogeriemärkte aktuell viele neue Käufer gewinnen und nehmen Supermärkten und Discountern Marktanteile nicht nur bei Kosmetik und Körperpflegeprodukten ab, sondern auch bei Wasch-, Putz- und Reinigungsmitteln.
Dabei begannen mit der Schlecker-Pleite für die anderen Drogeriemarktketten zunächst schwierige Zeiten. Denn die Verbraucher nutzten den Ausverkauf im Sommer 2012, um sich billig mit Vorräten einzudecken. Das bremste bis weit ins Jahr 2013 hinein die Nachfrage. Doch seitdem die letzten Restbestände verbraucht sind, brummt das Geschäft. Allein im Januar steigerten die Drogeriemärkte ihre Umsätze laut GfK im Vorjahresvergleich um 8,4 Prozent.
„Der Lebensmittelhandel hatte, als Schlecker pleiteging, ganz einfach noch nicht die Sortimente, um die entstandene Lücke zu füllen“, erklärt Handelsexpertin Klug die Entwicklung. Es habe zwar Versuche der Supermärkte gegeben, mehr Kosmetikprodukte ins Angebot zu nehmen. Aber diese seien nicht immer vom Erfolg gekrönt gewesen. „Das ist eine komplizierte Kategorie. Die Kundinnen machen gerne mal Packungen auf und testen die Produkte. Da ist Beratung notwendig, aber man muss auch ein Auge auf die Ware haben“, erklärt die Branchenkennerin.
Doch das letzte Wort im Kampf um die Kunden ist nach ihrer Einschätzung noch nicht gesprochen. Klug ist sicher: „Supermärkte und Discounter werden im Wettbewerb mit den Drogeriemärkten nicht aufgeben, sondern weiter versuchen, Boden gut zu machen.“ Sie seien dabei, die nötige Fachkompetenz aufzubauen. Die Drogeriemarktketten selber rechneten deshalb damit, dass ihre Wachstumskurven in Zukunft wieder etwas abflachten, berichtet die Branchenkennerin.