Das gute Geschäft mit der Generation 50plus
Die Gruppe der über 50-Jährigen wächst, und sie gibt auch mehr Geld aus als Jüngere. Die Wirtschaft reagiert.
Düsseldorf. Deutschland altert — und damit verschieben sich auch die Gewichte in Wirtschaft und Handel. Schon heute stammt jeder zweite Euro, der in Deutschland privat ausgegeben wird, aus dem Portmonee eines über 50-Jährigen, wie die Initiative „Wirtschaftsfaktor Alter“ der Bundesregierung berichtet. Tendenz steigend. Und während heute noch die Mehrheit der Deutschen (59 Prozent) jünger als 50 ist, wird im Jahr 2035 jeder Zweite älter als 50 sein — ein vielversprechender Markt.
In der Werbewelt heißt diese wachsende Zielgruppe in Anspielung auf die grauer werdenden Haare „Silver Shopper“. Und die Wirtschaft versucht, zunehmend moderne Produkte und Dienstleistungen anzubieten, die auf ihre Bedürfnisse zugeschnitten sind: Autos, Haushaltsgeräte und Reisen, aber auch Tablet-PC oder Smartphones.
„Die Leute sind heute viel länger fit als noch vor einigen Jahrzehnten und damit auch länger aktive Konsumenten“, sagte Prof. Cornelius Herstatt von der Technischen Uni Hamburg-Harburg im Gespräch mit unserer Zeitung. Die Erkenntnis, dass ältere Kunden besondere Ansprüche an Produkte haben, setze sich nun langsam durch.
Ein gutes Beispiel sei der VW Golf Plus. Eine höhere Einstiegskante, gute Rundum-Sicht, einfach zu rangieren, das alles seien Aspekte, die den Wagen unter älteren Kunden beliebt machten — aber auch unter jungen Familien. Damit erfülle er zwei wichtige Bedingungen, so Herstatt. Er bedient Ansprüche der Älteren, ohne ein Auto nur für sie zu sein. Das ungeschriebene Gesetz laute: „Niemand möchte gern Produkte für alte Leute kaufen.“
Auch Reiseveranstalter reagieren und bieten viel öfter begleitete Reisen an, bei denen zum Beispiel auch die ärztliche Versorgung sichergestellt ist, so Herstatt. Hotels der Vereinigung „50plus-Hotels“ haben sich auf diese Zielgruppe spezialisiert. „Das ist für einen Hotelier interessant“, sagt Geschäftsführerin Katja Remus. Diese Zielgruppe gebe auf Reisen mehr Geld aus und sei auch länger unterwegs als junge Leute.
Auf der Wunschliste stehe dabei keineswegs der Seniorenteller ganz oben. Es gehe mehr um organisierte Zusatzangebote wie Ausflüge und Kleinigkeiten in Sachen Sicherheit und Komfort.
Und für die etwas Älteren reagiert auch der Handel mit kleineren Packungsgrößen, barrierefreien und helleren Gängen sowie größeren Preisschildern, wie Rainer Gallus, Geschäftsführer des Handelsverbands NRW, erläutert. „Davon profitieren auch andere Kunden, zum Beispiel Eltern mit Kinderwagen.“