Das Rating und seine Folgen
Bei einer Abstufung durch Standard & Poor’s wird die Rettung des Euro deutlich schwieriger.
Frankfurt. Jetzt bangt sogar Deutschland um seine Spitzenbonität: Die US-Ratingagentur Standard & Poor’s (S&P) hat die Kreditwürdigkeit von 15 Staaten der Eurozone unter verschärfte Beobachtung gestellt. Die wichtigsten Fragen und Antworten:
Die Noten der drei führenden Agenturen S&P, Moody’s und Fitch sind maßgeblich für die Finanzierungskosten der Staaten am Kapitalmarkt. Die Faustregel: Je besser die Bonitätsnote, desto günstiger das Zinsniveau, zu dem ein Land Geld aufnehmen kann.
Es gibt Ausnahmen: So haben die USA trotz immenser Verschuldung und einer Herabstufung durch S&P im Sommer nach wie vor keine Probleme, günstig Mittel einzusammeln. Die weltgrößte Volkswirtschaft gilt weiter als „sicherer Hafen“, weil der Dollar die globale Leitwährung ist und die Notenbank Fed bereit ist, ihn in unbegrenzten Mengen zu drucken.
Die Wahrscheinlichkeit liegt nun laut S&P bei 50 Prozent, dass die verbleibenden Euro-Staaten mit Spitzenbonität ihre Bestnote in den kommenden 90 Tagen verlieren könnten.
Für den EFSF hätte ein Verlust der Spitzenbonität weitreichende Folgen. Die Topnoten der Ratingagenturen sind Voraussetzung, damit der Krisenfonds mit maximaler Schlagkraft agieren kann. Eine Herabstufung der Garantiegeber Deutschland und Frankreich würde auch die Note des EFSF gefährden und damit das Aus des Rettungsschirms in seiner bisherigen Konstruktion bedeuten.
Der Ratingagentur zufolge haben die Probleme im Euroraum ein Maß erreicht, das die Währungszone als Ganzes unter Druck setzt. S&P kritisiert auch unkoordiniertes und unentschlossenes Handeln der Politiker.
Damit setzt die Ratingagentur die Euro-Retter unter Handlungsdruck. Sie weist darauf hin, dass die Gipfel-Ergebnisse entscheidend für die weitere Bewertung der Länder seien. Kanzlerin Merkel und dem französischen Präsidenten Sarkozy könnte die Drohung zur Unzeit sogar in die Karten spielen. Merkel liefert sie Argumente dafür, die europäischen Verträge zugunsten von mehr Haushaltsdisziplin und automatischen Schuldenbremsen zu ändern.
In den USA werden unter anderem politische Motive vermutet. Schließlich finden in 2012 Präsidentschafts- und Kongresswahlen statt. Nach Amerikas eigener Schuldenschlappe vom Sommer lassen die jüngsten Warnungen an die Europäer die USA in den Augen der Märkte und der amerikanischen Wähler nun wieder vergleichsweise gut dastehen.