Dax-Konzerne knacken Marke von 100 Milliarden Gewinn

Frankfurt/Stuttgart (dpa) - Die Dax-Konzerne haben trotz der Staatsschuldenkrise 2011 die Rekordmarke von 100 Milliarden Euro Gewinn geknackt. Die Schwergewichte der deutschen Wirtschaft steigerten das operative Ergebnis durchschnittlich um 8 Prozent auf insgesamt 104 Milliarden Euro.

Das geht aus einer Studie des Beratungs- und Prüfungsunternehmens Ernst & Young hervor, die der Nachrichtenagentur dpa am Mittwoch vorlag. 2012 dürften die Unternehmen das Tempo angesichts der Konjunkturabkühlung aber nicht halten können, sagen die Experten voraus. Bereits im Laufe des vergangenen Jahres hatte sich das Wachstum verlangsamt.

Die Umsätze wuchsen um 9 Prozent auf den Rekordwert von insgesamt 1,19 Billionen Euro. „Für viele Unternehmen war das vergangene Jahr das beste der Unternehmensgeschichte“, erklärte Thomas Harms, Partner bei Ernst & Young. Ausnahmen waren insbesondere die Energiekonzerne, die unter den Folgen der Energiewende litten, und von der Schuldenkrise gebeutelte Finanzunternehmen.

Das operative Ergebnis des Energieriesen Eon brach demnach um 42 Prozent ein, Konkurrent RWE verzeichnete einen Rückgang um 11 Prozent. Die Griechenland-Krise traf die Commerzbank mit voller Wucht, wegen Abschreibungen auf Staatsanleihen des Krisenlandes brach der Gewinn um 63 Prozent ein. Naturkatastrophen und Griechenland-Krise verhagelten auch dem weltweit größten Rückversicherer Munich Re die Bilanz. Der Stahlriese ThyssenKrupp schrieb operativ sogar rote Zahlen. Massive Probleme bei seinem Stahlgeschäft in Brasilien und den USA belasteten das Unternehmen.

Die Geschäfte der Autobauer liefen dagegen auf Hochtouren. VW, Daimler und BMW fuhren Rekordergebnisse ein. Absoluter Spitzenreiter beim Gewinn war Volkswagen. Der Siemens-Konzern kam auf Platz zwei, gefolgt von Daimler, dem Chemieriesen BASF und BMW.

Im Laufe des Jahres verlangsamte sich das Wachstum im Zuge der beginnenden Konjunkturabkühlung allerdings. Das operative Ergebnis der Konzerne in der höchsten deutschen Börsenliga stieg im vierten Quartal um 6 Prozent, der Umsatz wuchs um 8 Prozent. Zu Jahresbeginn hatten Umsatz (plus 12 Prozent) und Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit)(plus 61 Prozent) deutlich stärker zugelegt.

13 der 30 Börsenschwergewichte verdienten im vierten Quartal weniger als im Vorjahreszeitraum, sechs Unternehmen schrieben sogar rote Zahlen, darunter die Deutsche Bank und ThyssenKrupp. Von einem Einbruch zum Jahresende könne aber keine Rede gewesen sein, erklärte Harms. „Nach wie vor ist die Lage insgesamt absolut zufriedenstellend.“

Die Zahl der Mitarbeiter weltweit stieg um 1,4 Prozent auf 3,68 Millionen Beschäftigte. 13 der 30 Dax-Konzerne verkleinerten die Belegschaft allerdings. Weniger Mitarbeiter beschäftigten unter anderem der Dialysespezialist Fresenius Medical Care (minus 8 Prozent) und der Konsumgüterkonzern Beiersdorf (minus 8 Prozent). Das stärkste Beschäftigungswachstum (plus 26 Prozent) gab es im VW-Konzern, die Hälfte ist der Studie zufolge allerdings auf die vollständige Einbeziehung des Nutzfahrzeugherstellers MAN zurückzuführen.

Dass die Schwergewichte der deutschen Wirtschaft in diesem Jahr das Wachstumstempo halten können, scheint aus Sicht des Experten unwahrscheinlich. „Insbesondere beim Gewinnwachstum ist das Ende der Fahnenstange wohl erreicht.“ Als einen Grund nannte Harms die schwachen Konjunktur in Europa. Zudem würden wachstumsstarke Schwellenländer wie China wohl einen Gang zurückschalten, was auch die deutschen Exporteure zu spüren bekommen dürften. „Schon ein Gewinn auf dem 2011er Niveau wäre im laufenden Jahr ein großer Erfolg“.