Dax-Talfahrt nach schärferem Ton in der Athen-Krise
Frankfurt/Main (dpa) - Der sich verschärfende griechische Schuldenstreit hat am Freitag Anleger in Scharen aus dem Dax vertrieben. Zeitweise fiel der Leitindex wieder in Richtung 11 000 Punkte.
Kurz vor Handelsschluss erholte er sich aber wieder etwas und beendete den Tag mit einem Abschlag von 1,20 Prozent bei 11 196,49 Punkten. Im Wochenverlauf zeigte er sich damit nahezu unverändert.
Der MDax verlor am Freitag 1,15 Prozent auf 20 010,19 Punkte. Der Technologiewerte-Index TecDax fiel um 1,34 Prozent auf 1656,24 Punkte.
Wegen der hohen Unsicherheit rund um Griechenland habe kaum einer übers Wochenende Risiken eingehen wollen, begründete ein Börsianer die Talfahrt. Der Grexit werde immer offener diskutiert und Notfall-Szenarien inzwischen erörtert. „Das ist ein deutliches Warnsignal“, sagte er. Die EU-Kommission, die Europäische Zentralbank (EZB) und der Internationale Währungsfonds (IWF) verhandeln seit Monaten mit Athen über ein verbindliches Reformprogramm. Dies ist die Voraussetzung dafür, dass Griechenland bisher blockierte Hilfsgelder erhalten kann, um es vor der Pleite zu retten.
Kurz nach Börsenschluss wurde aus Regierungskreisen in Athen bekannt, dass Griechenland an diesem Samstag eine hochrangige Delegation zu Gesprächen mit den Geldgebern nach Brüssel entsendet. „Die griechische Seite ist bereit, Gegenvorschläge vorzulegen, damit die übriggebliebenen Unterschiede (zu den Gläubigern) überbrückt werden“, hieß es.
Nachdem hierzulande in den vergangenen Tagen vor allem Nebenwerte kräftige Ausschläge verbucht hatten, richtete sich die Aufmerksamkeit der Anleger nun wieder verstärkt auf Aktien aus der ersten Börsenliga: So schlugen sich die Papiere der Deutschen Telekom mit minus 0,36 Prozent besser als der Gesamtmarkt. Der US-Satellitenfernsehanbieter Dish feilt laut dem „Wall Street Journal“ weiter an einem Gebot für die Telekom-Tochter T-Mobile US.
Auch Autowerte standen im Blick. Daimler hatte zum Kapitalmarkttag eingeladen und Analyst Stuart Pearson von der Bank Exane BNP Paribas zufolge hat dieser Tag unterstrichen, dass der Autobauer den Rückstand zu den Wettbewerbern aufgeholt hat. Die Daimler-Papiere gaben um 0,56 Prozent nach. Die Anteilsscheine von BMW büßten nach enttäuschenden Absatzzahlen 1,31 Prozent ein.
Die schwer gebeutelten Aktien von Gerry Weber gerieten nach der Bekanntgabe endgültiger Geschäftszahlen weiter unter Druck und büßten nun 4,48 Prozent ein. Erst am Mittwoch hatten die Aktien nach der dritten Gewinnwarnung in weniger als einem Jahr etwas mehr als 30 Prozent an Wert eingebüßt.
Der EuroStoxx 50 sank um 1,38 Prozent auf 3502,77 Punkte und auch die nationalen Indizes in Frankreich und Großbritannien gaben nach. Schwach zeigten sich zum europäischen Handelsschluss auch die Börsen in den USA.
Am deutschen Rentenmarkt fiel die Umlaufrendite börsennotierter Bundeswertpapiere von 0,78 Prozent am Vortag auf 0,71 Prozent. Der Rentenindex Rex stieg um 0,30 Prozent auf 137,67 Punkte. Der Bund-Future legte um 0,27 Prozent auf 151,14 Punkte zu. Der Kurs des Euro kletterte bis zum Abend auf 1,1278 US-Dollar. Die EZB hatte den Referenzkurs auf 1,1220 (Donnerstag: 1,1232) Dollar festgesetzt. Der Dollar kostete damit 0,8913 (0,8903) Euro.