Denkmalschutz

Der Bundesbank-Vorstand hat entschieden. Thilo Sarrazin wird, weil er Türken und Araber beleidigt hat, in der Bundesbank nicht mehr für Bargeld zuständig sein. Das klingt lapidar, ist es aber nicht.

Denn es geht nicht allein um das Urteil über den Dampfplauderer Sarrazin, der über "Kopftuchmädchen" schwadroniert. Sondern auch um die Bundesbank. Und um die Besetzung des Postens des obersten Euro-Notenbankers.

Aber der Reihe nach. Der notorische Quertreiber Sarrazin hat eine Debatte darüber entfacht, ob man absichtlich geringschätzig über Ausländer reden darf, um eine politische Diskussion zu provozieren - selbst wenn man ein öffentliches Amt ausübt. Diese Frage bleibt unbeantwortet. Der Bundesbank-Vorstand hat jedoch klargestellt: Als Bundesbanker darf man es nicht.

Die Bundesbank muss ihr Ansehen so vehement verteidigen, gerade weil ihr nicht viel mehr geblieben ist. Einst war sie die Macht am Main, das letzte quasi-monarchistische Element des politischen Systems. Heute jedoch wird die Geldpolitik Europas ein paar Kilometer südlich in der Euro-Zentralbank gemacht. Dass Bundesbankchef Axel Weber trotzdem politisch bedeutender ist als etwa der Bundeswahlleiter, liegt nur noch an seiner durch das Amt ererbten Autorität.

Hätte Weber den internen Streit nicht rasch schlichten können, indem er Sarrazin öffentlich degradierte, wäre die Erosion des Denkmals Bundesbank wohl nicht mehr zu stoppen gewesen. Und: Weber selbst hätte es abhaken können, in zwei Jahren als Präsident ins eigentliche Machtzentrum Euro-Zentralbank zu wechseln. Ironie des Schicksals, dass sich nun seine Chancen erhöht haben dürften, weil er sich in seinem Haus durchgesetzt hat.