Der ADAC versucht einen Neustart

Automobilclub will nach Skandalen das Firmengeflecht entwirren.

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München. Der ADAC liegt am Boden. Der gelbe Glanz, den der zweitgrößte Autofahrerclub der Welt einst verbreiten wollte, ist verblasst. Für viele Kritiker hat ein selbstherrlicher und allzu machtbewusster Verband das bekommen, was er verdient hat. Viele der Tausenden von Mitarbeitern des Großunternehmens sind verunsichert, manche bangen um ihre Stellen. Rund 290 000 Mitglieder des Vereins haben ihre Konsequenzen gezogen und sind aus dem ADAC ausgetreten. Morgen tagt die Hauptversammlung der taumelnden Organisation in Saarbrücken. Der ADAC hofft auf einen Neustart.

Vor allem will der ADAC sein ramponiertes Image wieder polieren. Begonnen hatte das beispiellose Drama damit, dass die „Süddeutsche Zeitung“ über Fälschungen beim Autopreis „Gelber Engel“ berichtete. Richtig Schwung bekamen die Vorgänge, als die ADAC-Führung bei der feierlichen Preisverleihung die Journalisten für die Berichte scharf angriff, sich über die Zeitung lustig machte und die Vorwürfe empört zurückwies. Doch die Anschuldigungen stimmten. Die Verantwortung übernahm der anschließend geschasste Kommunikations-chef Michael Ramstetter.

„Der ADAC war der Inbegriff einer Vertrauensorganisation. Und plötzlich konnte jeder sehen, dass Fehler gemacht wurden und jeder bemerkte plötzlich die fehlende Transparenz. Die Enttäuschung war gigantisch“, sagt der Sprecher des eigens für den Reformprozess eingesetzten Beirats, Jürgen Heraeus. In der Folge schwoll eine Welle der Empörung an, die neben Präsident Peter Meyer auch die Geschäftsführung des Clubs um Karl Obermair davonspülte.

Sei es die Nutzung von Rettungshubschraubern für dienstliche Zwecke, steuerliche Privilegien, undurchsichtige Geschäfte mit der Pannenhilfe, die Methodik der Pannenstatistik, Intransparenz oder der Vereinsstatus — es gab viele Vorwürfe. Manche hielten Prüfungen nicht stand. Auf andere reagierte der ADAC mit Sofortmaßnahmen, strich etwa Boni für den Verkauf von Ersatzbatterien durch Pannenhelfer. Auch Hubschrauberflüge für ADAC-Termine wurden untersagt.

Mittlerweile prüft das Amtsgericht München den Vereinsstatus des ADAC. Die Hauptversammlung, auf der 190 Delegierte über die Zukunft beraten werden, wird auf viele Fragen noch keine endgültige Antworten geben. Das Signal soll aber klar sein: Der Club soll zurück zu seinen Wurzeln, Interessenkonflikte sollen getilgt werden. Alles soll untersucht werden, auch das Firmengeflecht, das sich gebildet hat. „Der ADAC muss viel klarer als bisher zwischen seinen Vereins- und Wirtschaftsinteressen trennen. Wenn das nicht gelingt, sehe ich den Status des Vereins in Gefahr“, sagt Heraeus.