Der Ansturm auf Gold
Die US-Notenbank hält die Geldschleusen weit offen. Das Edelmetall wird damit wieder zur Krisenwährung.
Frankfurt. 8000 Tonnen Gold horten deutsche Privathaushalte — Tendenz steigend. Die jüngsten Weichenstellungen der US-Notenbank Fed könnten dem Ansturm auf das Edelmetall neuen Schub verleihen. Denn Gold gilt als Krisenwährung — zumal in Zeiten, in denen die Geldschwemme der Notenbanken Inflationsängste schürt.
„Gold kauft man nicht, um reich zu werden. Gold kauft man, um Risiken abzusichern“, sagt Eugen Weinberg, Rohstoffanalyst bei der Commerzbank. Und die Bereitschaft, für eine solche Versicherung zu zahlen, nehme zu. „Ich würde mir wünschen, dass der Goldpreis in den nächsten Jahren fällt. Das würde bedeuten, dass die Welt wieder in Ordnung kommt.“ Doch den derzeitigen Kurs der Fed wertet Weinberg eher als Signal für eine Goldpreis-Hausse.
Statt wie erwartet die Geldschleusen langsam zu schließen, hatte die Fed angekündigt, ihre milliardenschweren Anleihenkäufe unverändert beizubehalten. Die überraschende Wende sorgte für Feierlaune an den Aktien- und Rohstoffmärkten: Der Goldpreis verbuchte das größte prozentuale Tagesplus seit mehr als 15 Monaten und kletterte zeitweise auf über 1370 US-Dollar je Feinunze (31 Gramm).
Nach dem Ausverkauf am Goldmarkt im April und Juni sehen Experten nun eine Stabilisierung. Ende Juni war der Preis für eine Feinunze auf 1180 US-Dollar abgesackt — der tiefste Stand seit Sommer 2010. Schon war von einem „Gold-Crash“ die Rede.
„Mit einem Ende der ultra-expansiven Geldpolitik der großen Notenbanken würde der Goldpreis aber wieder deutlich nachgeben“, prognostiziert die Dekabank. Das bestätigt Thorsten Polleit, Chefvolkswirt der Degussa Goldhandel: „Höhere Zinsen dämpfen die Nachfrage nach Gold, weil sie die Kosten der Goldhaltung erhöhen — und zwar in Form entgangener Zinserträge.“
Keine Zinsen, keine Dividenden — zwei Nachteile einer Anlage in Edelmetall. Doch wer Geld zu Gold macht, tut das aus anderen Gründen, wie eine Studie der Steinbeis-Hochschule im Auftrag des Edelmetallkonzerns Heraeus bekräftigt: „Als Motiv, um in Goldbarren zu investieren, wird von den Privatpersonen am häufigsten der Werterhalt, die langfristige Anlageperspektive sowie der unmittelbare Besitz genannt.“ Jeder zweite der privaten Goldbesitzer in Deutschland deponiert laut Studie seinen Schatz in den eigenen vier Wänden.
Auch mancher Kunde der Börse Stuttgart, die — ähnlich wie die Frankfurter mit „Xetra Gold“ — mit „Euwax Gold“ die Möglichkeit bietet, ein mit Gold besichertes Wertpapier zu erwerben, lässt sich seine Barren nach Hause liefern. Bisher sei das aber eher der Einzelfall, sagt Geschäftsführer Rupertus Rothenhäuser. Die vielen kleinen Orders bei „Euwax Gold“ belegten jedoch, dass bei Privatkunden ein Nerv getroffen sei: „Gold als sicherer Hafen.“
Als Absicherung gegen Geldentwertung jedoch wird das Edelmetall nach Ansicht mancher Ökonomen überschätzt. So warnt etwa die Dekabank vor zu viel Optimismus: „Auf lange Sicht trauen wir dem Goldpreis nicht viel mehr als einen Inflationsausgleich zu.“
Die Steinbeis-Studie unter http://dpaq.de/to1E9