Der Handelsriese Metro soll aufgespalten werden
Düsseldorf (dpa) - Zeitenwende bei der Metro: Der Handelsriese soll 20 Jahre nach seiner Gründung wieder zerschlagen werden.
Schon ab Mitte nächsten Jahres könnten nach den Plänen von Konzernchef Olaf Koch die beiden wichtigsten Geschäftsbereiche - das Großhandelsgeschäft und die Elektroniksparte Media Saturn - unabhängig voneinander als selbstständige, börsennotierte Unternehmen geführt werden. „Wir wollen zu neuen Ufern aufbrechen“, sagte Koch am Mittwoch bei der überraschenden Präsentation seiner Pläne.
Der Manager betonte, zwischen den beiden Metro-Unternehmenssparten existierten nur sehr wenige operative Überschneidungen und sehr wenige Synergien. Deshalb mache es keinen Sinn, weiter an der bestehenden Struktur festzuhalten.
Unabhängig voneinander könnten die Sparten dynamischer und effizienter agieren und ihr Wachstum beschleunigen. Außerdem eröffne sich damit für beide Unternehmen die Chance, die eigenen Aktien als Zahlungsmittel bei Firmenübernahmen einzusetzen und so vom Konsolidierungsprozess in der Branche zu profiteren.
Stimmen Vorstand und Aufsichtsrat der Metro Kochs Plänen nach weiterer Prüfung zu, soll die Aufspaltung bis Mitte 2017 umgesetzt werden. Die Großaktionäre Haniel, Schmidt-Ruthenbeck und Beisheim unterstützen das Vorhaben, wie der Konzern mitteilte. Aber auch die anderen Aktionäre werden auf einer Hauptversammlung die Gelegenheit bekommen, über den Schritt abzustimmen.
Durch einen Spin-Off sollen das Großhandelsgeschäft mit den Marken Metro Cash&Carry und Makro sowie die SB-Warenhauskette Real aus dem Konzern abgespalten und als selbstständiges börsennotiertes Unternehmen weitergeführt werden. Die Leitung soll der bisherige Konzernchef Koch übernehmen. Auf den Bereich entfallen knapp zwei Drittel des Metro-Umsatzes und drei Viertel des operativen Ergebnisses. Im vergangenen Geschäftsjahr 2014/15 war der Umsatz des Metro-Konzerns um 1,2 Prozent auf 59,2 Milliarden Euro gestiegen. Das EBIT vor Sonderfaktoren sank leicht auf 1,5 Milliarden Euro.
Unter dem bisherigen Dach der Metro AG verbliebe nach der Abspaltung allein Europas größte Elektronikkette Media Saturn. Sie soll künftig - unter neuem Namen - vom Media-Saturn-Chef Pieter Haas geführt werden. Die Aktionäre der Metro AG sollen nach den bisherigen Plänen Aktien an beiden Gesellschaften im Verhältnis zu ihren Anteilen erhalten. Beide Unternehmen dürften laut Koch künftig im M-Dax notiert sein.
Die Abspaltung werde aber auch für die Beschäftigten positive Effekte haben, meinte Koch. „Wir gehen davon aus, dass wir die Wachstumsdynamik erhöhen können. Deshalb sollten wir in der Lage sein, mehr Beschäftigung zu ermöglichen.“ Metro beschäftigt in 30 Ländern rund 230 000 Mitarbeiter. Beide Unternehmenszentralen sollen in Düsseldorf sein. Das operative Geschäft von Media Saturn werde aber weiter von Ingolstadt aus gelenkt, sagte Koch.
Media Saturn-Chef Haas begrüßte die Pläne. „Wir hätten künftig eine Mehrheitsgesellschafterin, die sich ausschließlich auf unsere Branche konzentriert und wir wären der Kern ihrer Aktivitäten“, betonte der Manager. Er sehe großes Potenzial, dass auf diese Weise verstärkt in Zukunftsthemen investiert werden könne.
Auch bei Aktionärsvertretern stießen die Pläne auf Zustimmung. Jella Benner-Heinacher von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) sagte der Deutschen Presse-Agentur: „Das macht Sinn und könnte den Börsenwert erheblich steigern.“