Der nächste Kostenaufschlag für den Hauptstadtflughafen

Schallschutz macht den Pannen-Airport noch teurer.

Berlin. Kann man sauer sein nach einem Sieg auf ganzer Linie? Ortwin Baier kann es. „Was mich ärgert ist, dass wir das vor Gericht erstreiten mussten“, schimpft der SPD-Bürgermeister von Blankenfelde-Mahlow. Seine Gemeinde wird am stärksten unter dem Lärm vom Hauptstadtflughafen leiden, doch gerade hat sie sich exzellente Schallschutzansprüche gesichert — und dem Flughafen das nächste Problem beschert.

Das Oberverwaltungsgericht Berlin-Brandenburg entschied: Gespräche in den rund 14 000 Wohnungen um den neuen Flughafen dürfen tagsüber nicht durch Fluglärm übertönt werden. Das mit Dämmung und dicken neuen Fenstern zu gewähren, wird den Flughafen insgesamt 730 Millionen Euro kosten — das geht zumindest aus früheren Zahlen hervor. Damit würde der Schallschutz fast fünfmal so teuer wie ursprünglich einmal geplant.

Die Kostenexplosion beim Schallschutz ist keine weitere Panne — sie ist eine vermeidbare Niederlage. Denn das Programm war von Anfang an zu klein geplant, und die Verantwortlichen wussten, was sie taten. „Die haben jahrelang den falschen Schallschutz eingebaut“, sagt Baier.

So weit geht das Gericht nicht. „Eine systematische Verfehlung“ des Planfeststellungsbeschlusses gebe es zwar. Diese beruhe aber auf Auslegungsfehlern durch den Flughafen. Um Geld zu sparen, wurde der Beschluss offenbar gedehnt. Doch nun entschied das Gericht: Lauter als 55 Dezibel darf es nicht werden — auch nicht vereinzelt, wie die Flughafen-Verantwortlichen zuerst hofften.

Noch einmal deutlich mehr als 100 Millionen Euro — genau lässt es sich noch nicht sagen — wird der neue Flughafenchef Hartmut Mehdorn auf die ohnehin schon verdoppelte Bausumme aufschlagen müssen. Diese hatten die Flughafen-Eigentümer — Berlin, Brandenburg und der Bund — 2012 unter großer Mühe auf 4,3 Milliarden Euro aufgestockt. Wo weiteres Geld herkommen soll, ist unklar.