Überraschend hohe Gewinne Deutsche Bank berappelt sich allmählich
Frankfurt/Main (dpa) - Die Deutsche Bank arbeitet sich unter ihrem neuen Chef Christian Sewing nach drei Verlustjahren in Folge aus dem Tief heraus.
Die lange wegbröckelnden Einnahmen stabilisierten sich im zweiten Quartal und auch der Gewinn fiel besser aus als erwartet. Allerdings sind die Kosten im Branchenvergleich immer noch hoch und das einst so lukrative Geschäft rund um den Kapitalmarkt schwächelt. Überdies bereitet das eigentlich als stabil geltende Geschäft der Fondstochter DWS Probleme.
„Im zweiten Quartal haben wir den Umbau unserer Bank erheblich beschleunigt“, erklärte der seit April amtierende Bankchef Sewing am Mittwoch laut Mitteilung in Frankfurt.
So sei der Zusammenschluss des Privat- und Firmenkundengeschäfts mit der Tochter Postbank im Mai planmäßig abgeschlossen worden. Der Umbau der Unternehmens- und Investmentbank komme voran. „Es gibt aber noch viel zu tun“, räumte Sewing in einer Telefonkonferenz mit Analysten ein.
Im zweiten Quartal musste die Bank einen Gewinnrückgang auf 401 Millionen Euro hinnehmen - das sind 14 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum. Gegenüber dem ersten Quartal, in dem nur 120 Millionen Euro hängengeblieben waren, ist dies aber ein deutlicher Fortschritt. Zudem fiel der Gewinn besser aus, als Analysten ursprünglich erwartet hatten.
Von den umgerechnet gut 6,7 Milliarden Euro, die US-Branchenprimus JPMorgan Chase im zweiten Quartal verdient hatte, kann die Deutsche Bank aber nur träumen. Auf diesem Niveau bewegen sich die gesamten Einnahmen der Frankfurter, wovon noch sämtliche Kosten abgehen. Die Deutsche Bank hatte bereits vor gut einer Woche Eckdaten zum zweiten Quartal veröffentlicht.
Wegen hausgemachter Probleme - insbesondere teuren Rechtsstreitigkeiten und Skandalen - und der Zinsflaute hatte die Deutsche Bank drei Jahre hintereinander Verluste geschrieben und musste sich über eine Kapitalerhöhung frisches Geld beschaffen. Eine weitere sei derzeit nicht geplant, sagte Finanzchef James von Moltke.
Der als Sanierer geholte Brite John Cryan musste angesichts der Dauerkrise im April gehen; das Deutsche-Bank-Eigengewächs Sewing übernahm die Führung des Hauses. Sewing verschärfte den Sparkurs noch einmal: Bis zum Ende dieses Jahres soll die Zahl der Mitarbeiter auf unter 93 000 sinken und bis Ende 2019 auf unter 90 000. Alleine in den vergangenen drei Monaten verringerte sich die Zahl der Vollzeitstellen um 1700 auf rund 95 400. Der Jobabbau im Aktiengeschäft, wo etwa 25 Prozent der Stellen gestrichen werden sollen, sei bereits weit fortgestritten, sagte von Molteke.
Sewing versprach, dass es keine bösen Überraschungen mehr bei den Kosten geben werde wie es wiederholt in den Schlussquartalen geschehen sei, zuletzt vergangenes Jahr. „Dieses Muster endet jetzt.“
Die Ausgaben sind aber nur eines der Probleme. Auch bei den Einnahmen gibt es viel zu tun. So sanken die Erträge in dem für die Deutsche Bank so wichtigen Anleihehandel im zweiten Quartal um 17 Prozent, der kleinere Aktienhandel schrumpfte um 6 Prozent. Die Frankfurter hatten Marktanteile vor allem an die großen Wall-Street-Häuser verloren. Der Trend sei aber gestoppt, versicherte Sewing.
Die früheren Vorstandschefs hatten die Deutsche Bank zu einer international agierenden Investmentbank ausgebaut, während das heimische Privat- und Firmenkundengeschäft immer weiter in den Hintergrund gerückt war. Schon Cryan hatte sich sukzessive von dem Anspruch gelöst, weltweit das ganz große Rad drehen zu wollen. Stattdessen besinnt sich die Deutsche Bank verstärkt auf ihre Wurzeln als Dienstleister für europäische Unternehmen und Privatkunden.
Eine weitere Baustelle tut sich bei der mehrheitlich gehaltenen Fondstochter DWS auf: Im zweiten Quartal verzeichnete das seit März an der Börse notierte Unternehmen Mittelabflüsse von knapp 5 Milliarden Euro. Dies sei nicht erfreulich, sagte Chef Nicolas Moreau. Er setzt jetzt auf die Erfolge des bereits eingeleiteten Sparkurses und neue Partnerschaften, um das Geschäft anzukurbeln.