Deutsche Banken bitten um Schonfrist bei Stresstests

Frankfurt/Berlin (dpa) - Die deutschen Kreditinstitute bitten die europäische Bankenaufsicht EBA um mehr Zeit für die Umsetzung der verschärften Kapitalanforderungen.

Die Institute wollten erreichen, dass sie nicht schon bis Weihnachten, sondern erst bis zum 13. Januar darlegen müssen, wie sie mögliche Kapitallücken füllen sollen, heißt es in einem Schreiben der Deutschen Kreditwirtschaft (DK) vom Mittwoch an EBA-Chef Andrea Enria, das den Nachrichtenagenturen dpa und dpa-AFX vorliegt. Angesichts der Komplexität der Pläne sowie den sich ständig ändernden Fragebögen und Anforderungen der Aufsicht sei die erste Frist nicht einzuhalten.

Auch der Deutschen Bank droht nach Vermutungen aus Finanzkreisen bei den geplanten neuen Stresstests eine größere Kapitallücke als bisher angenommen. Experten hatten zunächst beim Branchenprimus eine Lücke von 1,2 Milliarden Euro gesehen. Aufgrund verschärfter Kriterien der EBA dürfte sie nun bei drei Milliarden Euro liegen, hieß es. Die Bank wollte dies am Donnerstag nicht kommentieren, ist aber bereits seit längerem auf strengere Anforderungen eingestellt.

Zuvor war bereits in Finanzkreisen spekuliert worden, die Lücke bei der Commerzbank, der deutschen Nummer zwei, würde von bisher geschätzten 2,9 Milliarden Euro auf fünf Milliarden Euro ansteigen. Für alle deutschen Banken läge der Kapitalbedarf nun laut „Handelsblatt“ bei zwölf Milliarden Euro, wovon also acht Milliarden Euro auf die Deutsche Bank und die Commerzbank entfallen würden. Die Zahlen gelten allerdings als höchst spekulativ, da die EBA bisher keine Details zu den neuen Tests genannt hat.

Analysten halten es für möglich, dass die Commerzbank damit ein zweites Mal auf Hilfe vom Staat angewiesen sein könnte. Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann hatte Anfang der Woche Staatsgelder für sein Haus weiterhin kategorisch abgelehnt.

Die Banken sollen nach dem Willen der Politik bis Ende Juni 2012 eine sogenannte harte Kernkapitalquote von neun Prozent erreichen und dabei die von ihnen gehaltenen Staatsanleihen zu aktuellen Marktpreisen bewerten. Diese Kurse schwanken derzeit kräftig. Ziel der Maßnahme ist es, die Banken besser für negative Auswirkungen der Eurokrise zu rüsten. Die Finanzinstitute könnte dafür neues Kapital aufnehmen oder ihr Portfolio schrumpfen - beide Varianten würden die Kapitalquote erhöhen.

Die EBA will nach bisherigen Angaben die Daten für die Stressteste noch in diesem Monat veröffentlichen. Die DK als die Interessenvertretung der fünf großen kreditwirtschaftlichen Verbände Deutschlands wirft dem EBA-Chef in dem Brief vor, die anhaltende Unklarheit über die genauen Kriterien mache den erhofften Nutzen des Tests zunichte.

Außerdem warnen die Geldhäuser die Behörde, mit Veröffentlichungen von zu vielen Details bezüglich des Engagements der Institute in Staatsanleihen für weitere Verunsicherung zu sorgen: „Die Veröffentlichung sollte sich vielmehr auf Transparenz und Klarheit bei der Kapitalausstattung der Banken und möglichen Kapitallücken konzentrieren.“

Zudem drücken die deutschen Banken und Sparkassen in dem Brief ihre Sorge darüber aus, dass die EBA in dem Test Staatsanleihen nicht mehr als risikolose Anlagen sieht. „Wir befürchten, dass dies das Problem der Refinanzierung von Staaten in der aktuellen Krise weiter verschärft.“