Deutsche bleiben reiselustig - Branche steuert auf Rekord zu
Berlin (dpa) - Die Reiselust der Deutschen hält an - und ihre Urlaubskassen sind gut gefüllt. Das lässt die deutsche Reisebranche auf weitere Rekorde zusteuern.
Zwar seien die internationalen Rahmenbedingungen mit Krisen beispielsweise in der Ukraine und in Griechenland nicht gerade förderlich. Alles spreche aber dafür, dass 2015 wieder „ein exzellentes Reisejahr“ werde, sagte Michael Frenzel, der Präsident des Bundesverbands der Deutschen Tourismuswirtschaft, am Dienstag in Berlin. Dort wurde am Abend die Reisemesse ITB eröffnet.
Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) sagte, gerade in der derzeit außen- und sicherheitspolitisch turbulenten Lage trage der Tourismus dazu bei, kulturelle Vielfalt nicht als Bedrohung zu verstehen. In den vergangenen 25 Jahren habe er entscheidend dazu beigetragen, dass Deutschland und Europa so eng zusammengewachsen seien. „Reisen, das war damals ein Symbol für Freiheit und ist es bis heute“, sagte er mit Bezug auf den Mauerfall.
In der neuen Saison hält die Branche trotz der sicherheitspolitischen Lage ein erneutes Umsatzplus von 1,5 bis 2 Prozent für möglich. Gebremst werde das Wachstum derzeit aber durch den Luftverkehr. Die deutschen Flughäfen drohten im internationalen Vergleich abgehängt zu werden, warnte Frenzel.
Das Bedürfnis der Deutschen nach Urlaub und Reisen ist ungebrochen hoch - dazu tragen nach Einschätzung der Tourismuswirtschaft vor allem sichere Arbeitsplätze, steigende Löhne, niedrige Zinsen und eine hohe Konsumbereitschaft bei. „Die Deutschen haben ihre Koffer für die neue Reisesaison gepackt“, sagte der Präsident des Deutschen Reiseverbands, Norbert Fiebig.
Die Buchungssaison sei zu Jahresbeginn gut angelaufen. Für das wichtige Sommergeschäft hätten die Reisebüros bis Ende Januar ein Umsatzplus von rund fünf Prozent verzeichnet. Besonders deutlich legten Buchungen für Ägypten zu. Das nordafrikanische Land gehörte allerdings auch zu den Verlierern der vergangenen Saison. Besser laufe es auch wieder für Tunesien und Sri Lanka, sagte Fiebig. Das zeige, dass Krisen immer nur einen kurzzeitigen Effekt hätten. Hoch im Kurs stehen derzeit auch Griechenland und die Balearen.
Erst 2014 hatten urlaubsfreudige Bundesbürger den Reiseveranstaltern und -büros zu Bestmarken verholfen. Die Reiseveranstalter steigerten ihren Umsatz um rund eine Milliarde auf 26,3 Milliarden Euro. Getragen wurde das Wachstum stark von Kreuzfahrten. Es würden aber auch immer mehr teure Urlaube gebucht, sagte Fiebig. „Die Deutschen sind bereit, mehr Geld für den Urlaub auszugeben.“
Auch international sei die Branche stark geblieben - obwohl sich die Wirtschaft nur langsam erhole, geopolitische Konflikte und Gesundheitsrisiken aufkamen, sagte Taleb Rifai, der Generalsekretär der Welttourismusorganisation UNWTO. Mehr als 1,1 Milliarden Touristen - niemals zuvor sei die Welt so viel gereist wie 2014.
Zu den Gewinnern unter Europas Reisezielen zählte Griechenland mit einem Plus von 17,2 Prozent. Bei den Fernreisen legten vor allem die Karibik (plus 13,9 Prozent) und Lateinamerika (plus 10,3 Prozent) zu. Beliebtestes Reiseziel bleibt allerdings das eigenes Land.
Hier beobachtet die Branche gespannt, wie sich die Einführung des Mindestlohns auswirkt. Derzeit gebe es noch keine Anzeichen für negative Effekte, sagte Frenzel. Er erwarte aber Probleme durch bürokratische Regelungen und „praxisfremde Höchstgrenzen“ bei den täglichen Arbeitszeiten.
Sorgen macht dem BTW auch der Luftverkehr: Die deutschen Flughäfen seien im internationalen Vergleich zuletzt deutlich zurückgefallen. Das liege an der Luftverkehrssteuer, an Nachtflugverboten und einer hohen Streikbereitschaft. „Die Luftverkehrssteuer hinterlässt deutliche Bremsspuren im Wachstum“, sagte Frenzel. Deutschland sei dadurch in wichtigen Bereichen international nicht konkurrenzfähig.