Deutsche Firmen befürchten Kurzarbeit wegen Japan

Nürnberg/Berlin (dpa) - Mehrere deutsche Firmen prüfen derzeit wegen der Japan-Krise Kurzarbeit. Sie befürchteten, dass sie wegen Lieferengpässen in einigen Wochen ihre Produktion zurückfahren müssten, teilte eine Sprecherin der Bundesagentur für Arbeit (BA) am Donnerstag in Nürnberg mit.

Sie bestätigte damit einen Bericht der „Süddeutschen Zeitung“. Anfragen kämen aus dem Automobilbereich. Große deutsche Autobauer rechnen wegen der Krise in Japan derzeit nicht mit Kurzarbeit in deutschen Werken. Das ergab eine dpa-Umfrage am Donnerstag. Dagegen denkt der Unterhaltungselektronik-Hersteller Loewe nach eigenen Angaben darüber nach, um mögliche Lieferschwankungen in Folge der Katastrophe in Japan auszugleichen.

Der weltgrößte Autozulieferer Bosch prüft mit Hochdruck das Netz seiner Zulieferer. Die Stuttgarter arbeiten in Japan mit 500 Betrieben zusammen. „Für diese Woche ist die Teileversorgung gesichert. Für nächste Woche blicken wir noch optimistisch in die Zukunft“, sagte ein Unternehmenssprecher.

Die Versorgungssituation sei schwierig. Es werde geprüft, an welchen anderen Bosch-Standorten erforderliche Teile produziert werden könnten. Bei Conti heißt es, man habe mit allen Lieferanten in Japan Kontakt aufgenommen und die Lagerbestände durchgesehen. Aufgrund dieser Untersuchungen sei davon auszugehen, dass es bei Conti in den nächsten drei bis vier Wochen weder Liefer- noch Versorgungsprobleme geben werde, sagte eine Sprecherin .

Die großen Autobauer prüfen die Lage, sind aber noch nicht besorgt. Derzeit gebe es keine messbaren Auswirkungen auf die Produktion, sagte ein VW-Sprecher am Donnerstag in Wolfsburg. Eine weltweite Expertenrunde tage jeden Tag, um die Lieferkette zu überwachen und sich gegebenenfalls um alternative Lieferanten zu bemühen. Ähnlich sieht es bei Daimler aus. Eine Sprecherin sagte: „Wir haben derzeit keine Auswirkungen auf die Produktion“. Kurzarbeit sei nicht geplant.

Eine Arbeitsgruppe prüfe täglich, bei welchen Teilen es Engpässe geben könnte. Derzeit seien keine Probleme absehbar. BMW prüfe die Lieferketten, bisher gebe es keine Probleme, hieß es in München. Auch der Autobauer Opel meldet aktuell keine Probleme wegen des Erdbebens in Japan. Es gebe weder Lieferschwierigkeiten noch Produktionsengpässe, sagt ein Sprecher in Rüsselsheim. Es seien derzeit auch keine Engpässe absehbar.

In den meisten Unternehmen gebe es offenbar noch keine akuten Lieferengpässe, hieß es bei der BA. „Die Unternehmen wollen einfach frühzeitig Vorsorge treffen und haben daher bei ihren Arbeitsagenturen die Frage gestellt: Was ist, wenn die Produktion wegen fehlender Teile aus Japan ins Stocken gerät?“. Zu den besorgten Unternehmen gehöre ein deutscher Baggerhersteller. Die Baufahrzeuge würden mit japanischen Motoren betrieben; auch andere Bauteile stammten aus Japan. „Das Unternehmen hat jetzt die Sorge, dass demnächst die Lager leer sind und der Nachschub aus Japan nicht sichergestellt ist“, schilderte die Sprecherin der Agentur für Arbeit die Sorge des Unternehmens.

Sollte es zu aber Japan-bedingten Produktionseinschränkungen kommen, könnten Firmen mit Kurzarbeitergeld rechnen, versicherte die BA-Sprecherin. Allerdings müssten die Unternehmen erst einmal sämtliche firmeninterne Möglichkeiten ausgeschöpft haben. So müssten Betriebe Überstunden abgebaut, Arbeitszeitkonten auf Null gefahren und Resturlaube abgefeiert haben. Auch sollte geprüft sein, ob betroffene Mitarbeiter vorübergehend in einem anderen Betriebsteil beschäftigt werden könnten. Bei Kurzarbeit werden die Einkommenseinbußen durch verkürzte Arbeitszeiten teilweise von der Bundesagentur ausgeglichen.