Alle halten die Lohnlücke bei Frauen für ungerecht

Zum 4. Tag der Entgeltgleichheit an diesem Freitag haben Politiker, Gewerkschaften und Verbände gleiche Bezahlung von Frauen und Männern bei gleicher Arbeit angemahnt. Wie der längst überfällige Schritt erreicht werden soll, darüber gehen die Meinungen aber auseinander.

Berlin/Wiesbaden (dpa) - Für Frauen in Deutschland liegen die Bruttostundenlöhne im Durchschnitt nach wie vor um 23 Prozent unter dem der Männer. Selbst im gleichen Job und bei gleicher Qualifikation liegt der Verdienstunterschied zu den männlichen Kollegen nach offiziellen Zahlen im Schnitt bei acht Prozent.

Der diesjährige Tag der Entgeltgleichheit (Equal Pay Day) fällt auf den 25. März. Denn bis zu diesem Tag müssen Arbeitnehmerinnen in Deutschland über den Jahreswechsel hinaus arbeiten, um das durchschnittliche Jahresgehalt der Männer zum 31.12. des Vorjahres zu erreichen. Der Equal Pay Day wird zum 4. Mal bundesweit begangen.

Die Einkommenslücke von 23 Prozent besteht in Deutschland seit 2006. Sie wurde vom Statistischen Bundesamt in Wiesbaden nach der Erhebung neuer Zahlen auch für das Jahr 2010 bestätigt. Als Hauptursachen für die Entgeltbenachteiligung nennt die Behörde: Frauen arbeiten oft in Berufen, die schlechter bezahlt sind und sie stellen die größte Gruppe unter den 400-Euro-Jobbern.

Gut dotierte Berufe seien immer noch Männersache. In schlecht bezahlten Berufen arbeiten nach Erkenntnissen der Statistiker dagegen überwiegend Frauen, etwa als Friseurinnen oder Raumpflegerinnen. Der Verdienstabstand zwischen Männern und Frauen nimmt mit steigendem Alter zu: Dies zeige, dass Frauen durch Familienauszeiten „den Anschluss an die Verdienstentwicklung der Männer verpassen“.

Bundesfamilienministerin Kristina Schröder (CDU) hält den Abbau der Einkommensunterschiede für überfällig. Es sei den weiblichen Beschäftigten nicht gelungen, „typische Frauenberufe zu überwinden“. Zur Einkommensungleichheit trägt nach ihrer Einschätzung die vielerorts unzureichende Kinderbetreuung ebenso bei wie die Tatsache, dass Teilzeitarbeit mit einem hohen Frauenanteil häufig schlechter als Vollzeitjobs bezahlt wird.

Schröder kritisierte, der Lohnabstand von Frauen zu den männlichen Kollegen falle auf dem Lande noch um bis zu 10 Prozent höher aus. Abhilfe soll ein von ihr unterstütztes Projekt des Deutschen Landfrauenverbandes schaffen, bei dem 50 Expertinnen in den Regionen die Betriebe für familienfreundliche Arbeitsbedingungen sensibilisieren sollen. Damit sollen nach den Worten Schröders „Frauen in ländlichen Regionen Rückenwind erhalten“.

Die SPD legte Eckpunkte für ein Entgeltgleichheitsgesetz vor. Es will Arbeitgeber oder die Tarifparteien zu diskriminierungsfreien Entgeltsystemen verpflichten. Die Gewerkschaften unterstützen dies. Die Union forderte den Abbau von „Lohnungleichheiten“ von den Unternehmen. Die FDP plädierte für mehr Transparenz bei den Gehaltsstrukturen.

Die Linke verlangte einen einklagbaren Rechtsanspruch auf gleichen Lohn für gleiche Arbeit, die Grünen riefen nach einem umfassenden Gleichstellungsgesetz für die Privatwirtschaft. Dagegen rieten die Metallarbeitgeber, Frauen sollten sich - gut bezahlten - technischen Berufen zuzuwenden. Nie zuvor seien die Karrierechancen in diesem Bereich besser gewesen.