Deutsche Post erhöht Gewinnziel
Bonn (dpa) - Der weltweit größte Post- und Logistikkonzern Deutsche Post DHL strotzt vor Stärke. Nach einem glänzenden ersten Quartal und der Fortsetzung des Wachstumstrends im zweiten schraubte das Unternehmen sein Gewinnziel überraschend nach oben.
„Unsere Geschäfte laufen weiterhin erfreulich“, erklärte Vorstandschef Frank Appel am Donnerstag bei der Vorlage der Ergebnisse für das erste Halbjahr 2012. Bis zum Jahresende erwartet die Deutsche Post jetzt ein operatives Ergebnis (EBIT) zwischen 2,6 Milliarden und 2,7 Milliarden Euro, 100 Millionen mehr als bislang geplant.
Bis Ende Juni kletterten die Erlöse um 5,8 Prozent auf 25,6 Milliarden Euro und der Konzerngewinn um fast 22 Prozent auf 734 Millionen Euro. Zur positiven Entwicklung hätten vor allem die DHL-Bereiche in den stark wachsenden Regionen der Welt, insbesondere in Asien, beigetragen. „Unsere Führungsposition in dem Segment ist für uns ein Vorteil“, sagte Finanzvorstand Larry Rosen in einer Telefonkonferenz. Vor allem in den asiatischen Regionen verfüge das Unternehmen über ein gutes Netzwerk. In der vergangenen Woche hatte der US-Konkurrent UPS seine Gewinnprognosen wegen der schwächelnden Weltwirtschaft gekappt.
Die Börse honorierte die Ergebnisse der Deutschen Post mit Kursaufschlägen. So gehörte die Aktie des Unternehmens mit einem Plus von knapp 3,5 Prozent bis zum Mittag neben den Papieren von Beiersdorf und Lufthansa zu den klaren Gewinnern im DAX.
Keine Angaben machen wollte der Finanzchef indes über den möglichen Verkauf der restlichen Anteile des Bundes an dem Unternehmen. Derzeit hält die staatliche Förderbank KfW noch gut 30 Prozent an der Deutschen Post. Einer Verbreiterung der Aktionärsbasis und Erhöhung des Streubesitzes stehe das Unternehmen grundsätzlich aber positiv gegenüber, betonte ein Sprecher. Medienberichten zufolge soll die KfW angeblich derzeit eine Abgabe der Bundesanteile prüfen, deren Wert sich auf rund fünf Milliarden Euro beläuft.
Im zweiten Quartal drückte die Umsatzsteuernachzahlung auf das Konzernergebnis. Insgesamt beläuft sich die Forderung der Finanzbehörden für den Zeitraum 1998 bis 2010 auf eine Summe von 516 Millionen Euro. Hintergrund sind strittige Leistungen aus dem Briefgeschäft, das zum Teil von der Umsatzsteuer befreit ist. Die Steuerschuld, über die der Konzern zu einem großen Teil vorsorglich Rückstellungen gebildet hatte, will das Unternehmen im dritten Quartal an die Finanzbehörden überweisen.
Nach weiteren Angaben der Deutschen Post wurden hierfür im zweiten Quartal Sonderaufwendungen von 181 Millionen Euro in den Geschäftszahlen angesetzt. Hierdurch schrumpfte das Nettoergebnis um knapp 28 Prozent. Dank Sondererlösen aus dem Verkauf von Beteiligungen und der Auflösung von Rückstellungen für das US-Geschäft fiel der Rückgang aber schwächer aus als erwartet.