Deutsche Post fährt saftigen Gewinn ein
Bonn (dpa) - Der boomende Paketversand und bewältigte Altlasten haben der Deutschen Post im zweiten Quartal einen überraschenden Gewinnsprung beschert. Der Überschuss stieg auf 278 Millionen Euro im Vergleich zu 81 Millionen Euro im Vorjahreszeitraum, teilte das Unternehmen am Dienstag in Bonn mit.
Der Konzern hob darum die Erwartung für das Gesamtjahr 2011 leicht an. Wegen des anziehenden Internethandels und starken Wachstums in Schwellenländern soll der Gewinn vor Steuern und Zinsen (EBIT) das obere Ende der bisher genannten Spanne von 2,2 bis 2,4 Milliarden Euro erreichen. Der Vorstandsvorsitzende Frank Appel sieht in dem Ergebnis ein Zeichen für die Effizienzverbesserung innerhalb der Deutschen Post.
Im Konzernumsatz schlug sich die positive Geschäftsentwicklung allerdings nicht nieder. Mit 12,84 Milliarden Euro erhöhte sich der Umsatz nur leicht um 0,3 Prozent. Mehr als verdoppeln konnte das Unternehmen das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) auf 562 Millionen Euro. Ein Jahr zuvor hatte vor allem der Verkauf des nationalen Expressgeschäfts in Frankreich zu erheblichen Belastungen geführt. Rechnet man diesen Negativeffekt von 250 Millionen Euro heraus, legte das EBIT nun um zwölf Prozent zu.
Am meisten profitierte die Deutsche Post vom Wachstum im Expressgeschäft, der Fracht und der Lieferketten-Logistik. Sie steuerten im zweiten Quartal 471 Millionen Euro zum operativen Gewinn bei. Vor allem im asiatischen Raum zog das Expressgeschäft angesichts des Wirtschaftswachstums erneut kräftig an. „Es gibt immer noch sehr gutes Wachstum im hohen einstelligen Bereich in den wichtigen Märkten in Asien, China, und Indien und auch in Lateinamerika“, sagte Finanzvorstand Larry Rosen.
Das Postsorgenkind Brief lag im zweiten Quartal mit einem Umsatz von knapp 3,3 Milliarden Euro nahezu auf Vorjahresniveau. Die Post setzt indes verstärkt auf den Paketversand, weil immer mehr Menschen ihre Waren im Internet bestellen. Im zweiten Quartal beförderte die Post zehn Prozent mehr Päckchen und Pakete als im Vorjahr, der Umsatz legte um acht Prozent zu.
Damit konnte der Erlösrückgang im eigentlichen Briefgeschäft, das unter der Konkurrenz von E-Mail und Fax schrumpft, nahezu aufgefangen werden. Rabatte für Firmenkunden und die Anlaufkosten für den neuen, digitalen E-Postbrief drückten den operativen Gewinn der Sparte dieses Mal auf 183 Millionen Euro. Das ist etwa ein Viertel weniger als im Vorjahr.
Post-Manager Rosen rechnet auch für das zweite Halbjahr mit einer positiven Entwicklung. Im vergangenen Jahr hatte die Post insgesamt 2,5 Milliarden Euro verdient. Ohne den Erlös aus dem Verkauf der Postbank wäre es allerdings nur rund eine Milliarde gewesen.