Sondereffekt schmälert Gewinn im Porsche-Konzern

Stuttgart (dpa) - Der Porsche-Konzern hat im ersten Halbjahr 2011 gut verdient - Bilanzierungsvorschriften schmälerten den Gewinn aber erheblich. Unter dem Strich blieben der Porsche Automobil Holding SE nach den ersten sechs Monaten 149 Millionen Euro, wie das Unternehmen am Dienstag mitteilte.

Nach dem ersten Quartal hatte der Konzern nach Steuern noch 691 Millionen Euro Gewinn eingefahren. Die milliardenhohen Schulden bei den Banken senkte die SE kräftig. Beim geplanten Zusammengehen mit Volkswagen bleiben dennoch Fragezeichen: Klagen sind noch nicht ausgestanden und steuerliche Folgen unklar.

Der millionenschwere Abzug in der Bilanz bedeutet nicht, dass bei den Schwaben tatsächlich weniger Geld in der Kasse ist. Das Minus hat seinen Ursprung in einem rein rechnerischen Sondereffekt: Nach dem Übernahmekampf mit Volkswagen und dem anschließenden Friedensschluss räumten sich beide Seiten Kaufoptionen ein, die nach einheitlichen Bilanzierungsregeln jeweils zu Stichtagen bewertet werden müssen.

Den Wolfsburgern, die vor wenigen Tagen ihre Halbjahresbilanz präsentierten, versüßte das die Zahlen. Bei den Stuttgartern musste das Gegenteil eintreten: Die Option auf einen späteren Verkauf von rund der Hälfte des operativen Sportwagengeschäftes aus der Porsche AG an VW musste mit minus 1,64 Milliarden Euro in die Bücher. Der Hintergrund: Das Geschäft der AG läuft derzeit blendend - doch VW hat schon Kaufrechte an diesem Goldesel.

Eine Bilanz, die auch die künftige Unternehmensentwicklung zeigt, muss das berücksichtigen. Die Porsche SE war nach langer Durststrecke wegen des verlorenen Übernahmekampfes mit VW erst im Rumpfgeschäftsjahr 2010 (1. August bis 31. Dezember) in die schwarzen Zahlen zurückgekehrt. Unter dem Strich stand damals ein Plus von 1,3 Milliarden Euro. Angesichts der boomenden Autonachfrage ging es nun gut weiter für die Porsche SE, die gewissermaßen von ihren Beteiligungen an der Porsche AG und am VW-Konzern lebt. Sprudeln dort Gewinne, ist das gut für die Holding.

In der ersten Jahreshälfte reduzierte die Porsche SE ihre Schulden kräftig - nämlich um rund fünf Milliarden Euro. Hatte das Minus Ende März 2011 noch 7,0 Milliarden Euro betragen, lag die Verbindlichkeit bei den Banken Ende Juni nur noch bei rund 2,0 Milliarden Euro. Vor allem die im April erfolgte Kapitalerhöhung sorgte für Entlastung.

Die Holding der Schwaben hält zurzeit nicht nur die Mehrheit an der Porsche AG mit ihrem operativen Sportwagengeschäft, sondern auch eine Beteiligung von gut 50 Prozent an der Volkswagen AG. Diese Konstellation ist das Resultat aus der verlorenen Übernahmeschlacht mit VW. Die Wolfsburger wiederum übernahmen Ende 2009 knapp die Hälfte an der Porsche AG und zahlten dafür 3,9 Milliarden Euro - das war nach dem Friedensschluss der einstigen Gegner schon einer der Schritte, mit dem Altlasten der SE abgetragen wurden. Geplant ist ein Zusammengehen der beiden in einem „integrierten Automobilkonzern“.

Die Schwaben sehen sich dabei auf Kurs: „Die Porsche SE bereitet alles Notwendige für die beabsichtigte Verschmelzung auf die Volkswagen AG vor“, schreibt die SE in ihrer Mitteilung. Weiterhin bestünden aber große Risiken. Fallstricke seien „die steuerlichen Rahmenbedingungen der Verschmelzung“ sowie juristische Streitigkeiten in den USA und Deutschland, die aus dem Übernahmedebakel resultieren.

Der Konzern hält daher fest, dass die Chancen für ein Verschmelzen mit VW noch 2011 unverändert bei 50 zu 50 stünden. Dennoch heißt es: „Kommt es zu wesentlichen Verzögerungen des Verschmelzungsprozesses (...), sinkt nach Einschätzung des Vorstands auch die Wahrscheinlichkeit eines Gelingens der Verschmelzung insgesamt.“ Für Dezember sind außerordentliche Hauptversammlungen der Porsche SE und der Volkswagen AG geplant, auf denen die Weichen gestellt werden könnten.

Sollte die favorisierte Lösung - das Verschmelzen der Porsche SE mit der VW AG - nicht gelingen, könnte Plan B ins Spiel kommen: Mit ihm könnte VW seinen 49,9-Prozent-Anteil an der Porsche AG aufstocken und sich so nur das operative Sportwagengeschäft unter sein Dach holen. Positiver Nebeneffekt: Die Altlasten der SE blieben außen vor.

An der Börse sorgten die Zahlen für einen Dämpfer: Die Porsche-SE-Aktie gab gut drei Prozent nach und notierte am späten Nachmittag bei etwa 51 Euro.