Deutsche Wirtschaft bleibt in bester Laune

München (dpa) - Die Wirtschaft in Deutschland bleibt dank des kräftigen Aufschwungs weiter in Hochstimmung. Nach zwei leichten Dämpfern in den beiden vergangenen Monaten verharrt der ifo-Index im Mai auf der Marke von 114,2 Punkten - und bleibt damit auf einem der höchsten Werte seit der Wiedervereinigung.

„Die Konjunkturampeln in Deutschland stehen nach wie vor auf grün“, sagte ifo-Präsident Hans-Werner Sinn am Dienstag bei Vorlage der Zahlen für Mai. Experten hatten erwartet, dass der wichtigste Frühindikator für die deutsche Wirtschaft im Mai zum dritten Mal in Folge leicht nachgeben könnte.

„Wir gehen davon aus, dass wir weiter im Aufschwung bleiben, aber nicht mehr in diesem enormen Tempo“, sagte jetzt ifo-Experte Klaus Abberger der dpa. Die erstaunliche Geschwindigkeit der Aufholjagd nach der Krise werde sich nicht dauerhaft halten lassen.

Von einem grundsätzlichen Stimmungsumschwung sei allerdings weiter nichts zu spüren. „Die bislang schon gute Geschäftslage wird von den Unternehmen nochmals als besser eingestuft“, sagte Sinn. Die Erwartungen für das kommenden Halbjahr sind aber etwas gedämpfter. Für das verarbeitende Gewerbe sank der Index zum dritten Mal in Folge leicht. Dennoch wollen die Firmen weiter neue Mitarbeiter einstellen. Die Stimmung im Einzelhandel legte ein weiteres Mal deutlich zu.

Die Folgen der tiefen Einbrüche der schweren Weltwirtschaftskrise seien mittlerweile endgültig verdaut. „Wir haben jetzt den Vorkrisenstand wieder erreicht“, sagte Abberger. Trotz etlicher Risiken wie der Schuldenkrise im Euro-Raum oder hohen Energiepreisen sei ein langsameres Wachstumstempo in den kommenden Monaten kein grundsätzliches Problem. Im Gegenteil könne eine geringere Geschwindigkeit auch hilfreich sein.

„Weder Autos noch die Konjunktur können ständig im roten Drehzahlbereich fahren“, sagte DekaBank-Experte Andreas Scheuerle der Finanznachrichtenagentur dpa-AFX. Eine langsamere Gangart sei wegen Überhitzungsgefahren in der Konjunktur zu begrüßen. Der ifo-Index sei vor allem dank der erneuten Stimmungsverbesserung im Einzelhandel stabil geblieben. „In der Industrie als Taktgeber der Konjunktur hat sich das Klima zum dritten Mal in Folge eingetrübt“, sagte Scheuerle.

Nach Einschätzung der Commerzbank dürfte sich die deutsche Wirtschaft trotz einer schwächeren Wachstumsdynamik auf Jahre hinaus besser entwickeln als der Rest des Euroraums. Auch die Experten der Postbank erwarten ein geringeres Wachstumstempo in den kommenden Monaten. Das starke Wachstum im ersten Quartal werde sich im weiteren Jahresverlauf wohl nicht wiederholen. Der ifo-Index spreche dennoch für eine Fortsetzung des Aufschwungs in Deutschland.

Das ifo Institut legte die Zahlen für den ifo-Index im Mai erstmals nach einer Umstellungen der Berechnung vor. So wurden die verschiedenen Sektoren der Wirtschaft anders gewichtet, weil etwa der Dienstleistungssektor stetig an Bedeutung gewann. Die Umstellung verändert auch die Zahlen in der Vergangenheit. So liegt der Index-Wert für den April nicht mehr bei 110,4 Punkten, sondern bei 114,2.