Deutsche Wirtschaft setzt robustes Wachstum fort
Wiesbaden (dpa) - Der Aufschwung der deutschen Wirtschaft wird immer mehr vom inländischen Konsum und Investitionen getragen. Zwar hat die Dynamik im dritten Quartal erwartungsgemäß nachgelassen. Allerdings steht das Wachstum inzwischen auf stabilen Füßen.
„Deutschland hängt nicht mehr allein am Tropf der Weltwirtschaft“, kommentierte Unicredit-Analyst Andreas Rees. Im Vergleich zum Vorquartal legte das Bruttoinlandsprodukt (BIP) im dritten Vierteljahr real um 0,7 Prozent zu. Das berichtete das Statistische Bundesamt am Dienstag und bestätigte damit seine erste Berechnung.
Nach dem Rekord-Quartalswachstum von 2,3 Prozent zuvor hat sich das Tempo damit zwar abgeschwächt. Dafür wird das Wachstum von Europas Konjunkturlokomotive inzwischen nicht mehr nur von der starken Exportwirtschaft getragen. Vielmehr kamen positive Impulse vor allem aus dem Inland: Investitionen stiegen um 3,7 Prozent im Vergleich zum Vorquartal, private Konsumausgaben um 0,4 Prozent und staatliche um 1,1 Prozent. Bauinvestitionen nahmen nach dem starken Vorquartal um 0,4 Prozent ab.
Wirtschaftsminister Rainer Brüderle frohlockte: „Dem großen Aufschwung-Sommer folgt ein goldener Konjunktur-Herbst.“ Der Aufschwung stehe auf einer breiten Basis: „Von der Außenwirtschaft angestoßen, wird er nun immer stärker von der Binnenwirtschaft getragen: Es wird wieder investiert, die Beschäftigung nimmt dynamisch zu, die Einkommen steigen, und der private Konsum trägt zunehmend das Wachstum in Deutschland.“
Ungeachtet der neu entflammten Sorgen um die Schuldenländer im Euroraum wird Deutschland sein robustes Wachstum nach Überzeugung von Volkswirten fortsetzen. So erwartet etwa die Commerzbank 2010 einen BIP-Anstieg von rund 3,5 Prozent und 2011 von 2,6 Prozent.
Im Vergleich zum dritten Quartal 2009 legte das BIP preisbereinigt um 3,9 Prozent zu. Nach Einschätzung der Deutschen Bundesbank ist die Aufwärtsbewegung derzeit recht gefestigt und dürfte auch vom allmählichen Auslaufen der staatlichen Konjunkturpaketen nicht wesentlich beeinträchtigt werden. Vielmehr dürften die positiven Arbeitsmarktaussichten und die sehr niedrigen Zinsen die Inlandsnachfrage weiter erhöhen und damit die Konjunktur antreiben.
Allerdings sieht die Bundesbank die Gefahr, dass sich die Staatsschuldenkrise im Euroraum auf die Realwirtschaft ausbreiten könnte. Volkswirt Rees sieht größere Risiken in Fernost: „Aus unserer Sicht ist die europäische Schuldenkrise nicht die größte Gefahr für Deutschlands Wirtschaft. Entscheidender ist, ob China eine sanfte Landung schafft oder nicht.“ Schließlich hätten deutsche Exporteure stark vom dynamischen Wachstum in den asiatischen Schwellenländern profitiert.
Die privaten Konsumausgaben - die traditionell deutlich mehr als die Hälfte der deutschen Wirtschaftsleistung ausmachen - lagen im dritten Quartal mit einem Plus von preisbereinigt 1,2 Prozent erstmals seit über einem Jahr wieder über ihrem Vorjahresniveau, berichteten die Statistiker. Der Staat erhöhte seine Konsumausgaben um 1,6 Prozent. Auch die Investitionen von Staat und Unternehmen trugen zum anhaltenden Wachstum auf Jahressicht bei.