Ökonomen gegen Transferunion für Irland
Berlin (dpa) - Ökonomen in Deutschland haben angesichts des Milliarden-Rettungsschirms für Irland davor gewarnt, Risiken in Krisenländern vollständig auf die Steuerzahler soliderer Länder abzuwälzen.
Ein solch dauerhafter Transfermechanismus sei mit den Grundsätzen der Marktwirtschaft nicht vereinbar - „und für Länder wie Deutschland potenziell extrem kostspielig“, sagte der Konjunkturchef des Münchner Ifo-Instituts, Kai Carstensen, „Handelsblatt Online“. Michael Hüther, Direktor des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW), betonte, die schwierige Lage in einigen Euro-Ländern sei kein Argument für einen Transfermechanismus.
Transfers bewirkten, dass die Länder „abhängig vom europäischen Tropf“ werden, warnte Hüther bei „Handelsblatt Online“. „Probleme der Wettbewerbsfähigkeit werden durch solche Transfers allenfalls kurzfristig übertüncht.“ Zugleich schwächten sie die Anreize, eine eigene Wachstumsstrategie zu entwickeln. „Und die Legitimation der gemeinsamen Währung wird in den starken Staaten wie Deutschland in den Augen der Bürger schwinden.“
Carstensen sprach sich dafür aus, „dass die privaten Gläubiger im Falle einer Zahlungskrise durch einen begrenzten Abschlag auf ihre Forderungen an der Krisenbewältigung beteiligt werden müssen“. Mit diesem Vorschlag, der künftig zum Beispiel auch Banken an einer Sanierung beteiligen würde, hatte die Bundesregierung jedoch für Unruhe an den Finanzmärkten gesorgt.
Der Chefvolkswirt der Commerzbank, Jörg Krämer, äußerte ebenfalls deutliche Zweifel. „Der Weg in die Transferunion wird die Währungsunion zunächst stabilisieren. Aber langfristig trägt sie insofern den Keim eines Scheiterns in sich, als die Wähler in den Geberländern auf Dauer keine Transferunion wollen“, sagte er „Handelsblatt Online“. „Und die Wähler in Griechenland oder Irland wollen sich ihre Wirtschaftspolitik nicht dauerhaft von Brüssel diktieren lassen.“