Deutsche Wohnen will mit GSW-Übernahme an die Spitze

Berlin/Frankfurt (dpa) - Die deutsche Immobilienbranche steht vor einer Großfusion. Die Deutsche Wohnen AG will den Konkurrenten GSW übernehmen und damit nah an den Marktführer Deutsche Annington heranrücken.

Die Transaktion soll mit einer Kapitalerhöhung realisiert werden. Vorstand und Aufsichtsrat beschlossen, den GSW-Aktionären ein Umtauschangebot zu unterbreiten.

Das fusionierte Unternehmen wäre mit 148 000 Wohnungen und einem Börsenwert von rund vier Milliarden Euro die neue Nummer zwei unter den privaten Wohnimmobiliengesellschaften in Deutschland. Auf Platz eins liegt die Deutsche Annington mit 179 000 Wohnungen, auf dem dritten Rang die Gagfah-Gruppe mit 144 000 Einheiten. Nach einer Fusion hätte der neue Immobilienkonzern 5,5 Prozent aller Berliner Wohnungen in seinem Besitz.

Der Deutsche Mieterbund befürchtet für die Betroffenen steigende Mieten. „Wir müssen damit rechnen, dass Synergieeffekte, die erzielt werden sollen, auch dazu führen, dass Instandhaltung zurückgefahren wird, dass Ansprechpartner weiter wegrücken und das ganze Verfahren auch für die Mieter komplizierter wird“, sagte Verbandsdirektor Lukas Siebenkotten der Nachrichtenagentur dpa. „Wir gehen fest davon aus, dass das ausgereizt wird, was das Gesetz hergibt.“

Deutsche Wohnen erwartet nach der Übernahme Einsparungen in Höhe von rund 25 Millionen Euro pro Jahr. Dies solle durch eine effizientere Verwaltung und einen wegen der größeren Mengen günstigeren Einkauf erreicht werden. Ein Abbau von Arbeitsplätzen sei nicht geplant, weil das Unternehmen weiter wachsen wolle, sagte Vorstandschef Michael Zahn. Klar sei, dass der Standort Berlin gestärkt werde. Der Firmensitz solle von Frankfurt nach Berlin wechseln.

Über die Kapitalerhöhung, die für die Übernahme notwendig ist, sollen die Aktionäre Ende September in einer Hauptversammlung entscheiden. 75 Prozent der Anteilseigner müssen zustimmen. Für 20 Aktien der GSW Immobilien AG bietet Deutsche Wohnen 51 eigene neu auszugebende Papiere. Dieses Umtauschverhältnis bedeutet für GSW einen Aufschlag von 14,7 Prozent im Vergleich zu den Schlusskursen vom Montag.

Die GSW kündigte an, das Angebot genau unter die Lupe nehmen zu wollen. Der Vorstand habe die Ankündigung der Deutschen Wohnen AG, den Aktionären der Gesellschaft ein Übernahmeangebot zu unterbreiten, zur Kenntnis genommen, teilte GSW mit. Die bislang vorliegenden Informationen dazu würden sorgfältig geprüft und bewertet. Im Anschluss daran werde GSW eine erste Einschätzung abgeben.

Das Angebot enthält zudem die Bedingung, dass GSW-Aktionäre mit einem Anteil von zusammen mindestens 75 Prozent dem Umtausch zustimmen müssen. Werden beide Hürden genommen, soll die Transaktion im ersten Halbjahr 2014 über die Bühne gehen. An der Börse legte die Aktie von GSW um 7 Prozent zu. Der Kurs von Deutsche Wohnen gab um 4 Prozent nach.