Sorge wegen Handelskonflikt Deutscher Export drosselt Tempo im Februar

Wiesbaden (dpa) - Die exportorientierte deutsche Wirtschaft hat im Februar einen Dämpfer erhalten. Die Ausfuhren verloren deutlich an Schwung, wie aus Daten des Statistischen Bundesamtes hervorgeht. Vergangene Woche hatten bereits andere wichtige Konjunkturdaten enttäuscht.

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Ökonomen gehen davon aus, dass Europas größte Volkswirtschaft zum Jahresauftakt insgesamt ihr Tempo etwas gedrosselt hat. Grund zur Panik sehen sie nicht. Sorgen bereitet jedoch der aktuelle Handelskonflikt zwischen den USA und China.

Im Februar stiegen die Ausfuhren „Made in Germany“ im Vergleich zum Vorjahresmonat um 2,4 Prozent auf 104,7 Milliarden Euro. Im Januar hatte es noch ein Plus von 8,6 Prozent gegeben. Vor allem der Handel mit Ländern außerhalb der Europäischen Union schwächelte. Im Vergleich zum Vormonat sanken die Exporte um 3,2 Prozent. Es war der stärkste Rückgang seit August 2015. Die Einfuhren legten binnen Jahresfrist um 4,7 Prozent auf 86,3 Milliarden Euro zu.

Die deutsche Außenwirtschaft trotzt nach Einschätzung des Branchenverbandes BGA momentan aber noch den Widrigkeiten. Allerdings streue der Handelskonflikt zwischen China und den USA Sand ins Getriebe der Weltwirtschaft, „unter dem die stark international ausgerichtete deutsche Wirtschaft leiden wird, wenn nicht bald endlich wieder Besonnenheit einkehrt“, warnte BGA-Präsident Holger Bingmann.

„Der gesamte Start ins Jahr 2018 war eine Enttäuschung“, sagte ING-Diba-Chefvolkswirt Carsten Brzeski. Als Gründe nannte er das kalte Winterwetter. Außerdem könnte auch die ungewöhnlich starke Grippe-Welle in Deutschland eine Rolle gespielt haben.

Negativ überrascht hatten vergangene Woche bereits Daten aus der deutschen Industrie zu Produktion und Auftragseingang. Dies sei aber angesichts voller Auftragsbücher kein Grund in Panik zu verfallen, argumentierten Experten der BayernLB. „Die Konjunktur in Deutschland hat aber dennoch zu Jahresbeginn etwas an Auftrieb eingebüßt.“

Nach Einschätzung von Helaba-Ökonom Patrick Franke sind bereits erhebliche Schäden an der Berechenbarkeit und Zuverlässigkeit des globalen Handelssystems entstanden, die vor allem mittel- bis langfristig die Konjunktur dämpfen könnten. „Noch besteht aber die Möglichkeit, durch Verhandlungen, idealerweise auf multi- statt auf bilateraler Ebene, eine Eskalation zu verhindern.“

Den deutschen Exporteuren schlägt der zunehmende Abschottungskurs der US-Regierung bereits auf die Stimmung. So sanken die vom Ifo-Institut erhobenen Exporterwartungen im März auf den tiefsten Stand seit Januar 2017. „Die Protektionismus-Debatte hinterlässt Spuren bei den deutschen Exporteuren“, erklärte das Münchner Institut.

Im vergangenen Jahr hatten die Exportunternehmen von der weltweiten Konjunkturerholung profitiert und das vierte Rekordjahr in Folge erzielt. Der Außenhandelsverband BGA rechnete zuletzt für 2018 ebenfalls mit neuen Bestmarken.

Auch die Commerzbank geht von einem etwas schwächeren Wachstum in den ersten drei Monaten aus als im Vorquartal. „Ein Ende des Aufschwungs ist dies allerdings wohl kaum. Denn die expansive Geldpolitik der EZB schiebt die Wirtschaft weiter an.“

Die Verbraucher sind angesichts der historisch guten Lage auf dem Arbeitsmarkt und niedriger Zinsen nach einem vorübergehenden Stimmungstief wieder in bester Konsumlaune. Sie beurteilen nach jüngsten Angaben der GfK-Konsumforscher nicht nur die konjunkturelle Lage wieder optimistischer als im Vormonat, sondern sind auch wieder vermehrt zu größeren Ausgaben bereit. Im vergangenen Jahr hatte vor allem die Kauflust der Verbraucher den Wirtschaftsaufschwung in Deutschland getragen.