Deutscher Schiffbau gut aufgestellt
Rostock/Hamburg (dpa) - Der deutsche Schiffbau ist nach Einschätzung des Branchenverbands VSM gut aufgestellt - trotz der „unglaublichen Dimension der internationalen Schiffbaukrise“.
„Wir bedienen einige Marktsegemente sehr erfolgreich“, sagte der Hauptgeschäftsführer des Verbands für Schiffbau und Meerestechnik, Reinhard Lüken, der Deutschen Presse-Agentur. Die internationale Krise sei durch enorme Überkapazitäten, die schwache Nachfrage und den niedrigen Ölpreis verursacht worden und führe vor allem in Asien zu Milliardenverlusten.
„Der deutsche Schiffbau wird trotzdem unter Druck geraten, weil alle anderen dahin kommen wollen, wo wir heute schon sind“, sagte Lüken. Es sei deshalb davon auszugehen, dass einige deutsche Werften den Auftragseinbruch hart zu spüren bekommen. „Der Weltmarkt setzt den Rahmen für unsere Arbeit, nicht die eigene Nabelschau.“
Der deutsche Schiffbaumarkt habe bereits in den vergangenen Jahren viele und auch schmerzhafte Restrukturierungen hinter sich gebracht. Diese hätten die asiatischen Anbieter vor allem im Bereich der Frachtschifffahrt noch vor sich. In Deutschland hätten sich hocheffiziente Wertschöpfungsketten mit Hunderten Unternehmen entwickelt, die koordiniert zusammenarbeiten. Diese Komplexität sei der große Wettbewerbsvorteil für die heimische Industrie und könne nicht einfach kopiert werden, betonte Lüken.
Zu Beginn dieses Jahrtausends seien in Asien vor allem im Frachtbereich hochspekulativ Schiffe bestellt worden, dies habe den Weltmarkt komplett überhitzt. Nach den weltweiten Bestellungen von mehr als 2000 Schiffen im vergangenen Jahr seien in den ersten beiden Monaten dieses Jahres erst 33 Aufträge eingegangen.
Nach vorläufiger Einschätzung ist der Umsatz im deutschen Schiffbau im vergangenen Jahr in geringem Maße zurückgegangen, während der Weltmarkt abstürzte, wie Lüken sagte. Bereits 2014 hatte der deutsche Markt um 28 Prozent beim Umsatz zulegen können, während der Weltmarkt um 18 Prozent nachließ. Der Auftragseingang werde 2015 in Deutschland voraussichtlich höher liegen als 2014.