dpa-Nachrichtenüberblick Wirtschaft
Insider: VW-Ermittler tappen bei Abgas-Schuldfrage noch im Dunkeln
Wolfsburg (dpa) - Auch fast sieben Monate nach dem Auffliegen des Diesel-Skandals herrscht bei Volkswagen nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur keine endgültige Gewissheit über den Ursprung der illegalen Abgas-Software. Die vom VW-Aufsichtsrat beauftragte US-Kanzlei Jones Day hat bei ihren Ermittlungen bisher nicht vollständig klären können, wie es zum Einsatz des Betrugsprogramms kam. Der Verstoß lässt sich derzeit nur auf Abteilungen und verschiedene Personen eingrenzen, nicht aber in der Kette der Geschehnisse restlos rekonstruieren. Ausschließen kann Jones Day bislang eine Mitschuld des Vorstands um Ex-Chef Martin Winterkorn. Das erfuhr dpa aus voneinander unabhängigen Quellen. Ein VW-Sprecher sagte am Freitag in Wolfsburg: „Wir können uns nicht zu den Untersuchungen von Jones Day äußern.“ Damit ist trotz der umfangreichen internen Ermittlungen noch immer offen, ob nun einzelne VW-Entwickler aus eigenem Antrieb heraus den fatalen Fehler begingen - etwa weil sie ihren Ingenieurstolz verletzt sahen - oder ob sie womöglich doch auf direkte Anweisung handelten.
Schäuble und Weidmann: Debatte über EZB-Niedrigzinsen zulässig
Washington (dpa) - Finanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) und Bundesbank-Präsident Jens Weidmann halten die öffentliche Debatte über die Nullzinspolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) für gerechtfertigt. Die Unabhängigkeit der Notenbank dürfte aber nicht infrage gestellt werden, betonten beide am Freitag in Washington auf einer gemeinsamen Pressekonferenz am Rande der Frühjahrstagung des Internationalen Währungsfonds (IWF). Man sollte schon noch auf die schwierigen Auswirkungen für Deutschland hinweisen, die ja unbestreitbar seien, sagte Schäuble. Dies dürfe aber nicht verwechselt werden mit einer Kritik an der EZB oder gar mit Angriffen auf ihre Unabhängigkeit. Die Entscheidungen der EZB seien nicht sakrosankt und dürften durchaus diskutiert werden, sagte auch Weidmann, der zu den schärfsten Kritikern der ultralockeren Geldpolitik zählt.
Chinas Wachstum sackt weiter ab - Stabilisierung in Sicht?
Peking (dpa) - Chinas Wachstum hat sich zum Jahresbeginn noch einmal abgeschwächt. Im ersten Quartal legte die Wirtschaftsleistung der Volksrepublik nur noch um 6,7 Prozent zu. Dies war der langsamste Anstieg in der weltweit zweitgrößten Volkswirtschaft seit dem Ausbruch der Finanzkrise vor sieben Jahren. Die Daten deuten aber auf eine mögliche Stabilisierung hin, weil Anlageinvestitionen, Industrieproduktion und Einzelhandelsumsätze unerwartet stark zulegten. Der Sprecher des Statistikamtes in Peking nannte dies einen „guten Start“. Sollte das Wachstum tatsächlich an Schwung gewinnen, wären das gute Nachrichten für deutsche Exporteure. Allerdings wird die Entwicklung stark von neuen Krediten angetrieben, was Fragen über die Nachhaltigkeit aufwirft. Der Immobilienmarkt profitierte besonders davon.
Private Geldvermögen in Deutschland auf Rekordniveau gestiegen
Frankfurt/Main (dpa) - Der Boom an den Börsen hat die Geldvermögen der Menschen in Deutschland Ende vergangenen Jahres auf ein Rekordniveau klettern lassen. Auf 5318 Milliarden Euro summierte sich das Vermögen privater Haushalte in Form von Bargeld, Wertpapieren, Bankeinlagen sowie Ansprüchen gegenüber Versicherungen. Das kräftige Plus von 105 Milliarden Euro oder zwei Prozent im Vergleich zum dritten Quartal 2015 erklärte die Bundesbank am Freitag vor allem mit der seinerzeit guten Lage an den Aktienmärkten: Bei Aktien und Anteilen an Investmentfonds habe es „beachtliche Bewertungsgewinne“ von rund 62 Milliarden Euro gegeben. Die historisch niedrigen Sparzinsen kurbeln zudem die Nachfrage nach Wertpapieren an: Aktien und sonstige Anteilsrechte wurden per saldo in Höhe von knapp sieben Milliarden Euro gekauft.
Dobrindt erteilt Forderung nach Busmaut Absage
Heringsdorf (dpa) - Nach drei Jahren Boom auf dem Fernbus-Markt ist eine Debatte über eine Maut für Busse entbrannt. Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) wies entsprechende Forderungen aus den Ländern am Freitag zurück. Es gebe keinen Anlass, eine Prüfung anzusetzen, sagte Dobrindt zum Abschluss eines Treffens mit seinen Länderkollegen in Heringsdorf. Die Länder-Ressortchefs hatten zuvor verlangt, die Ausnahme für Fern- und Reisebusse von der Lkw-Maut aufzuheben. Im Blickpunkt stehen besonders die Fernbusse, von denen seit der Marktfreigabe 2013 immer mehr auf den Autobahnen unterwegs sind. Dobrindt sagte, bei den Fernbussen handele es sich um eine sehr junge Branche, die im Aufwachsen sei mit deutlich über 20 Millionen Fahrgästen im Jahr.
Agrarminister wollen Milchmenge reduzieren
Göhren-Lebbin (dpa) - Die Agrarminister der Länder haben Landwirte und Molkereien aufgefordert, die Milchmengen angesichts stark gesunkener Preise freiwillig zu reduzieren. Die Politik sei bereit, dies mit staatlichen Hilfen zu flankieren, sagte Mecklenburg-Vorpommerns Ressortchef Till Backhaus (SPD) als Vorsitzender der Agrarministerkonferenz am Freitag. Die Ressortchefs von Bund und Ländern tagten in Göhren-Lebbin (Mecklenburgische Seenplatte). Die Bewältigung der Krise in der Milchwirtschaft und der Schweineproduktion waren das Hauptthema der Konferenz. Sollte mit freiwilligen Maßnahmen kein Erfolg erzielt werden, werde es ein staatliches Eingreifen geben, hieß es.
Dax-Anleger streichen nach guter Woche Gewinne ein
Frankfurt/Main (dpa) - Der deutsche Aktienmarkt hat am Freitag etwas von seinem Schwung der vergangenen Tage verloren. Nach einer starken Woche hätten Anleger Gewinne mitgenommen, kommentierten Marktbeobachter. Positive Impulse gebe es zum Wochenausklang kaum. Der Dax sank daher am Nachmittag um 0,28 Prozent auf 10 065,77 Punkte. Damit notierte der Leitindex aber weiterhin deutlich über der zur Wochenmitte erreichten wichtigen Schwelle von 10 000 Punkten. Der Dax steuerte zudem auf ein kräftiges Wochenplus zu. Der Eurokurs legte zu: Die Europäische Zentralbank (EZB) setzte den Referenzkurs auf 1,1284 (Donnerstag: 1,1252) US-Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,8862 (0,8887) Euro.