Devisen: Euro auf Talfahrt - EZB enttäuscht Anleger trotz Zinssenkung

NEW YORK (dpa-AFX) - Der Euro ist am Donnerstag nach derZinsentscheidung der Europäischen Zentralbank (EZB) massiv unter Druck geratenund auf den tiefsten Stand seit Anfang Juni abgerutscht. Trotz der jüngstenZuspitzung der Euro-Krise signalisierte die Notenbank keinerlei Bereitschaft zuzusätzlichen Maßnahmen und beließ es bei der am Markt weithin erwarteten Senkungder Leitzinsen.

Die Gemeinschaftswährung fiel daraufhin wieder unter die Markevon 1,24 US-Dollar zurück. Im Tief bis auf 1,2362 Dollar gesunken, wurdenzuletzt in New York 1,2391 Dollar für einen Euro gezahlt. Die EZB hatte denReferenzkurs zuvor auf 1,2426 (Mittwoch: 1,2560) Dollar festgesetzt.

"Durch das zögerliche Handeln der EZB bleibt Europa verwundbar", sagt HolgerSchmieding, Chefökonom der Berenberg Bank. Zwar hat die Notenbank den Leitzinsauf ein Rekordtief von 0,75 Prozent gesenkt und darüber hinaus auch denEinlagezins reduziert, um es für Banken unattraktiv zu machen, Geld bei ihr zuhorten. Dennoch fielen die Marktreaktionen enttäuscht aus. Nicht nur der Eurogeriet unter Druck, auch die Risikoaufschläge für Anleihen der großenKrisenländer Italien und Spanien zogen nach den Entscheidungen der EZB deutlichan.

Anleger hatten darauf gesetzt, dass die EZB den angeschlagenenEuro-Schwergewichten Unterstützung am Anleihemarkt in Aussicht stellt. Nach denBeschlüssen des jüngsten EU-Gipfels, die Rettungsfonds EFSF und ESM "flexibel"für diesen Zweck zu nutzen, hatte man sich von der Notenbank diesbezüglichSchützenhilfe erhofft. Doch EZB-Chef Mario Draghi gab keinerlei Hinweise, dassdie begrenzte Feuerkraft der Fonds irgendwie gesteigert werden könnte - imGegenteil. "Dies ist eine sehr gefährliche Situation", so Berenberg-ExperteSchmieding. Nach den "halbgaren" Entscheidungen der EZB könne die Krise imSommer wieder eskalieren.