Devisen: Euro unter Druck - Zwangsabgabe in Zypern belastet

FRANKFURT (dpa-AFX) - Der Euro ist am Montag kräftig unter Druckgeraten. Die Unsicherheit im Zusammenhang mit der geplanten Zwangsabgabe aufzyprische Bankeinlagen belastet die Gemeinschaftswährung. Am frühen Nachmittagnotierte der Eurokurs leicht erholt bei 1,2936 US-Dollar.

Im frühen Handel warer noch bis auf 1,2882 Dollar gefallen. Das waren zwei Cent weniger als amFreitagabend. Es ist der tiefste Stand seit drei Monaten gewesen. DieEuropäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs am Freitagmittag auf 1,3086(Donnerstag: 1,2937) Dollar festgesetzt.

Die am Wochenende bekanntgegebene Entscheidung der Euro-Finanzminister,Bankkunden beim Hilfsprogramm für den kriselnden Euro-Zwerg Zypern zur Kasse zudrängen, dämpfte die Risikobereitschaft an den Finanzmärkten. Erschwerend hinzukommt, dass noch gar nicht klar ist, ob das zyprische Parlament der Zwangsabgabeauf Bankeinlagen zustimmt. Das ursprünglich für Sonntag geplante Votum wurde amMontag erneut verschoben. Medienberichten zufolge soll die Eurogruppe das Paketneu aufschnüren. Für Kritik sorgt vor allem, dass Kleinsparer geschröpft werdensollen, damit Großgläubiger zum Teil verschont werden können. Auf diese Lösungsoll vor allem die EZB gedrängt haben.

"Es ist ein Schock", kommentierte Saxo-Bank-Chef Lars Seier Christensen dieZypern-Pläne. "Die Beschlagnahme von 6,75 Prozent des Bankguthabens vonKleinsparern und von 9,9 Prozent der höheren Einlagen ist meines Wissens einbeispielloser Vorgang für eine angeblich zivilisierte und demokratischeGesellschaft." Auch andere Experten äußerten sich entrüstet. "Hier wurde einExempel statuiert, das Gewaltmonopol des Staates eindrucksvoll vorgeführt",schreiben die Analysten vom Bankhaus Metzler. Sie interpretieren das Vorgehenals Form einer neuen Rettungs-Radikalität: "Der Markt muss geschützt werden, dieÄngste und Nöte der 'normalen' Bevölkerung werden bei den politischenEntscheidungen in Brüssel nur noch sehr am Rande berücksichtigt."