Die Bahn steigt auf Ökostrom um
ICE und IC fahren künftig auch mit Energie aus Wasserkraft. Mit RWE wurde ein Milliardenvertrag besiegelt.
Frankfurt. Nach dem Ausfall des Kernkraftwerkes Neckarwestheim I, an dem die Deutsche Bahn geringfügig beteiligt ist, steigt das Verkehrsunternehmen verstärkt auf Ökostrom um. Am Montag unterzeichneten Bahnchef Rüdiger Grube und RWE-Vorstandsvorsitzender Jürgen Großmann in Frankfurt einen Milliardenvertrag über die Lieferung von Strom aus Wasserkraftwerken von RWE.
Die Bahn ist mit jährlich 10,3 Milliarden Kilowattstunden der größte deutsche Stromverbraucher. Von 2014 bis 2028 wird die Bahn mit jährlich 900 Millionen Kilowattstunden Strom aus insgesamt 14 RWE-Wasserkraftwerken an Mosel, Saar, Rhein, Ruhr und Rur versorgt. Der Auftrag hat einen Gesamtwert von 1,3 Milliarden Euro.
Damit stammen künftig rund acht Prozent des Bedarfs an Bahnstrom aus Wasserkraft. Die neu georderte Menge reicht laut Grube aus, „rund ein Drittel der Fernverkehrsflotte mit ICE und IC ein Jahr lang zu betreiben.“ Mit der Menge könnten auch 250 000 Haushalte ein ganzes Jahr mit Strom versorgt werden.
Derzeit deckt die Bahn knapp die Hälfte ihres Strombedarfs aus Braun- und Steinkohle. Durch die Stilllegung von Neckarwestheim I sinkt der Atomstromanteil von 22 auf 14 Prozent. Bis 2020 will der größte deutsche Verkehrskonzern bis zu 35 Prozent des Stroms aus erneuerbaren Energien bestreiten.
Langfristig — bis 2050 — will die Bahn komplett auf regenerative Energien umstellen. „Klimaschutz ist uns ein sehr wichtiges Anliegen“, sagte Grube. Die Bahn stehe für „umweltfreundliche Mobilität“. Mit RWE werde man den Bahnstrom „grüner“ machen und die CO2-Emissionen weiter senken können. Seine „Vision“ sei, in vierzig Jahren 100 Prozent CO2-frei fahren zu können.
Derzeit betrachtet Grube aber noch besorgt die Hängepartie um das umstrittene Kohlekraftwerk Datteln in Nordrhein-Westfalen. Ein Gericht hatte den Bebauungsplan für den neuen Kraftwerksblock gestoppt, was der rot-grünen Landesregierung offenbar ganz recht war. Aus Datteln beliefert der Düsseldorfer RWE-Konkurrent Eon die Bahn mit Strom.
Beim neuen RWE-Deal wird der Bahn garantiert, dass für den gelieferten Strom die gleiche Menge Wasserkraft-Strom in die Netze eingespeist wird. Das wird vom Tüv Süd überwacht. RWE will das Geld für weitere Investitionen in „Grünstrom“ nutzen, kündigte Großmann an. Bis 2013 sollen insgesamt vier Milliarden Euro investiert werden.